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Der Zölibat

bedeutet genaugenommen nicht nur Ehelosigkeit, sondern absolute sexuelle Enthaltsamkeit. Der Apostel Petrus, den die katholische Kirche als ihren ersten Papst betrachtet, war verheiratet. Doch schon im Jahr 306 verbot eine Kirchenversammlung den Geistlichen im Bereich der Westkirche, mit ihren Ehefrauen zu schlafen. Ab dem 12.Jahrhundert wurde ihnen auch das Heiraten untersagt.

Im ausgehenden Mittelalter trat an die Stelle der rechtlich nicht mehr möglichen Klerikerehe das Konkubinat, also die wilde Ehe. „Um groß Ärgernis, Ehebruch und andere Unzucht zu vermeiden“, führte die evangelische Kirche die Pfarrerehe ein. Dem hielt die katholische Kirche entgegen, die Jungfräulichkeit sei „besser und gottseeliger“ als die Ehe.

Befürworter des Zölibats verweisen auf das Matthäusevangelium. Darin erwähnt Jesus Menschen, die nicht heiraten „um des Himmelreichs willen“, also um Gott verfügbar zu sein. Gegner des Zölibats weisen darauf hin, daß Jesus nur von einer freiwilligen Ehelosigkeit spricht.

Der Zölibat ist kein Dogma der römisch-katholischen Kirche, sondern eine kirchenrechtliche Bestimmung. So kann der Papst die Zölibatspflicht aufheben, wenn etwa ein verheirateter evangelischer Pfarrer übertritt und sich zum Priester weihen lassen möchte.

In der orthodoxen Kirche sind ausschließlich Bischöfe dem Zölibat unterworfen. Pfarrer dürfen dort heiraten, allerdings nur vor ihrer Weihe. Dieselbe Regelung gilt auch für die unierte Kirche, den Zweig der Ostkirche, der den Papst als Oberhaupt anerkennt. Manche evangelischen Kirchen verlangen von schwulen und lesbischen Geistlichen sexuelle Enthaltsamkeit. Jürgen Wandel

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