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Operettenputsch

■ Wie zehn Soldaten die Regierung Madagaskars stürzen wollten/ Gegner von Präsident Ratsiraka

Antananarivo (AP/taz) - Nach nur drei Stunden war alles vorbei. Zehn Soldaten, die gestern morgen das Rundfunkgebäude in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, besetzt und vollmundig erklärt hatten, sie hätten die Kontrolle des Landes übernommen, ergriffen die Flucht. „Putsch auf Madagaskar gescheitert“ titelten die Agenturen. Über Tote und Verletzte war zunächst nichts bekannt; die Sicherheitskräfte vor dem Rundfunkgebäude hatten den Eindringlingen offenbar keinen Widerstand geleistet, obwohl einige Schüsse zu hören waren.

Nachdem sich die Soldaten des Senders bemächtigt hatten, strahlten sie eine Tonbandaufnahme aus, in der sich ein Pfarrer namens Michel Fety als neuer Machthaber bezeichnete. Das selbsternannte „Komitee zur Rettung der Nation“ — ein wenig origineller Name — drohte damit, Staudämme von Wasserkraftwerken zu sprengen, falls die Armee gegen sie eingesetzt werde. Im Gegensatz zur Erklärung des „Komitees“, alle Geschäfte und Schulen seien geschlossen, herrschte Augenzeugenberichten zufolge dort ein normaler Betrieb. Der Operettenputsch wurde in der Öffentlichkeit offenbar kaum wahrgenommen.

Die aufständischen Soldaten erklärten, sie seien Gegner von Präsident Didier Ratsiraka, der 1989 zum dritten Mal für sieben Jahre gewählt worden war. Die Opposition warf dem seit 1975 regierenden Machthaber Wahlbetrug vor. Im Juni vergangenen Jahres gab es auf Madagaskar anhaltende Demonstrationen gegen die Regierung. Dabei wurden im August Dutzende von Regimegegnern getötet.

Im November einigte sich Ratsiraka mit der Opposition auf die Bildung einer Übergangsregierung. Er selbst blieb Staatschef, jedoch mit eingeschränkten Machtbefugnissen. Der Oppositionspolitiker Albert Zafy wurde Chef eines Gremiums mit der Bezeichung Hohe Staatsbehörde, die die meisten Regierungsgeschäfte leitet.

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