Ein Kühlschrank wie zu Omas Zeiten

■ Gas-Mischungen sind auch früher schon in der Kältetechnik verwendet worden

Kompliziert ist der neue klimafreundliche Weiße, der KT135R von dkk Scharfenstein, wirklich nicht, die Idee dazu hätte die Industrie auch selbst haben können. Kerngedanke des ersten serienmäßig ökologischen Kühlschranks: Die ozonkillende Flüssigkeit F12, die heute die weißen Kisten zum Kühlen bringt, wird einfach durch ein Propan-Butan-Gemisch ersetzt. Dieses Gemisch läßt die Ozonschicht in Ruhe und heizt auch das Treibhaus Erde nicht wesentlich auf. Die Bestandteile sind einfach zu handhaben, als Kälteöl für den Kühlschrank reicht normales Mineralöl. Außerdem ist das Ding am Schluß seines Lebens ohne großen technischen Aufwand zerlegbar. An Erfahrungen mangelt es auch nicht, denn ähnliche Mischungen sind in der Kältetechnik schon früher verwendet worden. „Technisch ist der Ersatz genauso einfach, als wenn sie ein Benzinauto auf Gas umstellen“, erklärt Hans Preisendanz vom Dortmunder Hygiene-Institut, das das technische Konzept des Kühlschranks entworfen hat.

Der Verzicht auf F12 ist bitter nötig, das sieht auch die Kältebranche so. Das FCKW F12 ist nicht nur ein potenter Killer der Ozonschicht, es heizt die Erde auch noch 7.200mal so schnell auf wie die gleiche Menge Kohlendioxid. Die chemische Industrie hat nun einen Ersatz gefunden, der die Ozonschicht nicht schädigt: FKW 134a. Vorteil für die Industrie: Die Chemikalie ist zehnmal so teuer wie ihr Vorgänger und bringt so eine Menge Geld ein. Nachteil für das Klima: Der Ersatzstoff 134a heizt die Erde immer noch 3.200mal mehr an als die gleiche Menge Kohlendioxid. Hoechst will 10.000 Tonnen 134a im Jahr herstellen. Diese Menge ist nach Greenpeace-Angaben genauso klimawirksam wie der gesamte Güterverkehr in Deutschland.

Ökonomisch ist das neue Kühlmittel auch noch, denn Propan und Butan bräuchten gar nicht neu produziert zu werden. „In der libyschen Wüste werden sie bei der Erdölförderung abgefackelt, und in holländischen Raffinerien fällt das Zeug in großen Mengen als Nebenprodukt an“, so Preisendanz. Die Dortmunder Forscher sind keine theoretischen Spinner. „Wir haben seit zwei Jahren einen solchen Kühlschrank bei uns im Institut stehen, und der läuft störungsfrei.“ Und der Hinweis auf Brandgefahr, den die Industrie immer wieder vorbringt? „Alles Panikmache“, so Preisendanz. Die Propangasflasche fürs Camping im Keller enthalte 3 kg brennbares Gas, ein Kühlschrank aber nur 30 Gramm.

Bleibt ein letzter Haken: Der Kühlschrank würde 40 Prozent mehr Strom verbrauchen. Die bisherigen Geräte sind schließlich auf die Nutzung von F12 hin optimiert. Das bekämen die Techniker der dkk Scharfenstein in den Griff, geben sich die Dortmunder optimistisch. Die ersten Ergebnisse hätten eindeutig gezeigt: „Die schaffen das mit der gleichen Menge Strom.“ Hermann-Josef Tenhagen