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: So ein Käse!

■ Die Schweiz hat Probleme mit ihrem Emmentaler

Bern (dpa/taz) — Wo kommen die Löcher im Käse her? In Kurt Tucholskys turbulenter Schmunzel- Geschichte wird die Frage nicht beantwortet, aber der Streit einer Abendgesellschaft über das Problem endet unter anderem mit vier Beleidigungsklagen und zwei umgestoßenen Testamenten. Kaum ist der Käsekrieg mit den US-Amerikanern, die den Eidgenossen unlautere Handelspraktiken mit ihrem hochsubventionierten Emmentaler vorwarfen, auf Eis gelegt, müssen sich die Schweizer Käsereien mit einem neuen Problem herumschlagen.

Rund 2.500 Tonnen des bekanntesten Exportprodukts sind nur noch als Schmelzkäse zu gebrauchen, weil die Löcher beim Reifungsprozeß zu groß geworden sind und die 200-Pfund-Laibe Risse aufzeigen. Dieser Käse ist an verwöhnte Kundschaft nicht mehr zu verkaufen und muß eingeschmolzen werden — sowohl für die Hersteller als auch für den Schweizer Steuerzahler eine fatale Sache, denn die drei Käsesorten Emmentaler, Greyerzer und Sbrinz werden jedes Jahr von der Regierung mit einer halben Milliarde Franken bezuschußt.

Warum die aus Rohmilch hergestellten Emmentaler-Laibe sich nach einer Art „Fieberanfall“ blähten, ist bisher nicht geklärt. Jedenfalls ist den Käsern die ganze Angelegenheit ziemlich unangenehm, denn das in insgesamt 800 Betrieben hergestellte Produkt steht in scharfem Kokurrenzkampf. Sie befürchten nun finanzielle Einbußen. Zwar exportiert die Schweiz jährlich noch immer um die 40.000 Tonnen Emmentaler. Doch wegen der hohen Kosten und damit einem hohen Preis sowie der wachsenden Emmentaler-Produktion etwa in Deutschland, den USA, Frankreich und Holland sind die Geschäfte zunehmend schwieriger geworden. Immerhin erhoffen sich die Schweizer, in Osteuropa sowie in Mittel- und Südamerika neue Kunden gewinnen zu können. Da es die Eidgenossen versäumten, die Markenbezeichnung schützen zu lassen, kann „Swiss cheese“ von jedermann hergestellt und als Emmentaler verkauft werden. es