piwik no script img

Zeuge belastet Ex-DDR-Richterin

Berlin (dpa) — Im ersten Rechtsbeugungsprozeß gegen frühere DDR- Richter hat ein Zeuge am Donnerstag vor dem Berliner Landgericht die angeklagte 28jährige Ex-Arbeitsrichterin belastet. Ein leitender Senatsrat der Justizverwaltung erklärte, in einem Bewerbungsgespräch für eine Richterstelle habe die Angeklagte eindeutig erklärt, sie habe sich seinerzeit bei ihrer Entscheidung der Anweisung des mitangeklagten Oberrichters gebeugt. Die Juristin habe „durchaus glaubwürdig“ gewirkt, als sie sich bezichtigte, gegen ihre eigene Überzeugung geurteilt zu haben.

Die frühere Arbeitsrichterin und ein 63jähriger mitangeklagter Oberrichter des Stadtbezirksgerichts Berlin-Mitte bestreiten den Vorwurf der Rechtsbeugung. Die Richterin hatte betont, sie habe sich bei der Abweisung der Kündigungsklage eines Gewerkschaftsmitgliedes im Oktober 1989 in Gesprächen mit dem Oberrichter von dessen Rechtsauffassung überzeugen lassen. Erst nach der Wende seien ihr Zweifel gekommen. Sie habe sich Vorteile bei der Bewerbung versprochen, indem sie ihre Zweifel in den Zeitraum der Entscheidung zurückverlegte.

Nach den Angaben des Zeugen hat die Angeklagte dagegen in mehreren Bewerbungsgesprächen ihre inneren Konflikte geschildert. Sie habe „eindeutig“ gesagt, sie hätte sich schon damals gegen die Weisung des Oberrichters „aufgebäumt“. Ihre Rechtfertigung, sie habe sonst mit beruflichen Konsequenzen rechnen müssen, schien dem Senatsrat plausibel, „weil die Weisungsmethoden der DDR-Justiz ohne Sanktionen nicht funktioniert hätten“.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen