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„Sie sind für mich ein Quatschkopf“

■ Wie das Bremer Komitee für Gerechtigkeit beschloß, ein Verein werden

Drei Stunden lang tagten am Freitag abend ca. 50 Interessierte im Cafe Goedecke, um einen zweiten Versuch zu unternehmen, das „Bremer Komitee für Gerechtigkeit“ zu einer politisch handlungsfähigen Versammlung zu machen. Ob das Komitee sich dazu auf der erreichten Grundlage als überparteilicher „Verein“ gründen solle, war die heftig umstrittene Frage des Abends.

„Kann man nicht mit wenigen Worten erklären, welches Ziel dieses Komitee verfolgt?“, fragte einer. „Ist die programmatische Erlärung verabschiedet oder nicht“, bekam er zur Antwort. Sie war verabschiedet — bloß von wem? „Ich will jetzt endlich politisch arbeiten“, war die Begründung der Komitee- Sprecherin Rosemarie Sanner dafür, jetzt organisatorisch Klarheit zu schaffen: Wer keinen Verein wollte, sollte sich sein eigenes Komitee gründen. Politische Arbeit sei unmöglich in einer „offenen Struktur“, wo jedesmal neue Leute kommen könnten und dieselben Fragen aufwürfen.

Der Streit tobte lange hin und her. Ein „Rückfall hinter die Erfahrungen der Bürgerinitiativen“ sei die Ablehnung der offenen Struktur, meinte einer, der seine Erfahrungen bei den Grünen gemacht hat. „Erst möchte ich diskutieren, was ich verändern will“, stimmte ein Oberschüler ein. „Dann kannst Du drei Jahre diskutieren“, bekam er als Antwort. Schon beim zweiten Treffen einen Verein gründen?

„Es wird mir ganz übel dabei“, bekannte eine, die zum ersten Male da war.

„Moment mal, wer finanziert die offene Struktur? Jetzt geht es ums Geld“, wandte ein lebenserfahrener Herr ein.

„Hier dreht sich eine Mühle“, rief einer dazwischen, der schon mehere Treffen hinter sich hat. „Wenn das hier so weitergeht, dann können wir alles vergessen.“

„Mein Gott, ist das peinlich. Wir sind doch hier nicht im Kindergarten, wo jeder rumgrunzt...“

„Ich lasse mich hier nicht niederbrüllen.“

„Den Streß, den ich hier erlebe, finde ich ganz katastrophal.“

„Ich habe keine Lust, mich noch einmal als Politikkaspar bezeichnen zu lassen. Wir beweisen hier nicht das Gegenteil.“

„Ein Sittengemälde des Kleinbürgertums“ sei das, was da in dem gutbürgerlichen Cafe ablaufe, erklärte einer. Das Bedürfnis nach festen Vereinsstrukturen sei ein „psychologischer Ausdruck großer Unsicherheit“.

Schließlich gelang es dem Versammlungsleiter doch, die Abstimmung herbeizuführen: 16 waren für die Gründung des Gerchtigkeitsvereins und 12 stimmten dagegen. „Das war's dann, wir können gehen“, erklärte ein eingefleischter Vereinsgegner. Mehrere gingen raus, die Hitze im Raum war unerträglich.

Nach einer Kampfpause ging es dann weiter. Zwei oder drei Kritiker der Vereinsgründung waren doch zurückgekommen. „Ausgrenzung“ sei die Abstimmung gewesen, Minderheiten müßten akzeptiert werden, dozierte der Oberschüler. „Mehrheitsbeschlüsse müßten akzeptiert werden“, fand eine ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete, die 10 Jahre SPD und 12 Jahre Grüne hinter sich gebracht hat. “Sie reden wie Helmut Kohl“, fand der Oberschüler. Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. „Sie sind für mich ein Quatschkopf. Von so einem Schnösel lasse ich mich nicht in dieser Form anquatschen.“

Hier sei keine sachliche Arbeit mehr möglich, fand der Versammlungsleiter. Das Bremer Komitee für Gerechtigkeit vertagte sich. Klaus Wolschner

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