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Lokalkoloratur: Peter Kämmerer / Wolfgang Curilla

LOKALKOLORATUR

Mit einem Tritt unter die Gürtellinie eines Genossen begann jetzt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Peter Kämmerer sein neues Amt als Beiratsvorsitzender der Interessensgemeinschaft St.Pauli. Er wolle sich dafür stark machen, donnerte er, daß der einmalige Charakter des Kiezes nicht durch selbsternannte Moralapostel oder eine Spießersteuer (Pornosteuer) zerstört werde. Ein harter Schlag für das Opfer seines Angriffs, Finanzsenator Wolfgang Curilla, unter dessen Führung diese Steuer kürzlich beschlossen wurde. Ein Gesinnungswettbewerb bahnt sich an: Wer ist tolerant, freisinnig, sexuell aufgeklärt, wer der Spießer?

Schauen wir uns die Kandidaten genauer an. Der Finanzsenator (fast 50): Insgesamt eine seriöse Erscheinung. Die Brille zwar nicht von Fielmann, doch zeitlos schön, die Kleidung konsequent beige-grau- dezent. Allenfalls Gestik, Mimik und Sprache des Juristen fallen da etwas ab: dezent wäre schon übertrieben.

Kämmerer dagegen (er feiert in Kürze seinen 51. Geburtstag):

Gepflegte Frisur auf Haupt und Oberlippe, den Gewerkschaftsblick treu und geradeheraus, sammelt der gelernte Schiffsladungskontrolleur zunächst Pluspunkte. Doch ein Blick auf seine ehrenamtlichen Tätigkeiten am Rande vermasselt den positiven Eindruck: Mitglied einer Krankenkassenvertreterversammlung (okay), Gesellschafter einer Dekorationsgesellschaft (na, ja), Vorstandsvorsitzender des Großhamburger Bestattungsinstitut rV (tja). Unter Abwägung aller Gesichtspunkte wird klar: Hier scheint es sich eher um ein Kopf-an-Kopf- Rennen auf der nach oben offenen Spießer-Skala zu handeln. Oder wie würden Sie entscheiden? sako

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