piwik no script img

GALier sagt Tschüß

■ Michael Pollmann verläßt das Berufsfeld Politik/Es kommt Peter Zamory

Das Servus fiel durchaus nicht leise aus. Der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Michael Pollmann fand gestern nachmittag deutliche Worte zu seinem freiwilligen Ausstieg aus dem Stadtparlament. Der grüne Jungstar, der als politische Geheimwaffe für die nächsten Bürgerschaftswahlen aufgebaut werden sollte, hatte die Schnauze voll vom „Vermarktungszwang“, bei dem Inhalte den Bach runter gehen. „Anflüge von Größenwahn, denen Gefühle von Depression folgen“, macht er bei den Insassen des Rathausraumschiffes aus, einen „unheiligen Kreislauf von Politik und Medien“, ein krankhaftes Schmoren im eigenen Saft. Die Grünen, so sein Fazit, „leisten zwar die beste Arbeit im Parlament“, sie seien aber auch Teil jener „Krise des Parteiensystems“, über die alle jammern.

Pollmann gab das Jammern an die Gesellschaft zurück: „Die Stadt hat die Politiker, die sie verdient.“ Er will diesen Verdienst nicht mehr und wechselt aus seiner Berufspoli-

1tikerstelle (die GAL hatte ihn als Fraktionsmitarbeiter angestellt) zurück in die Umweltbehörde. Für ihn war „Politik Arbeitsplatz“, der Abschied vor allem eine „berufliche Entscheidung“. Die Mehrzahl seiner RathauskollegInnen der anderen Parteien, die scheinbar mühelos Beruf und Abgeordnetenpflicht zusammenbringen, kann er nur fassungslos bewundern.

Für Pollmann rückt der 39jährige Assistenzarzt Peter Zamory nach, der bei der Bürgerschaftswahl nur knapp am Abgeordnetenmandat vorbeigeschrammt war. Zamory, der wie Pollmann großen Anteil an der Überwindung des grünen Spaltpilzes des Jahres 1991 hatte, meinte gestern, mit Blick zu Pollmann: „Ich weiß schon, worauf ich mich da einlasse. Aber: Ich bin ein optimistischer Typ.“

Der „Neue“ übernimmt die Ressorts Inneres und Gesundheit. Letztere bekommt er von Joachim Schulze-Bergmann, der fortan für Umwelt und — von Ulla Bussek abgetreten — Schule zuständig ist. Bussek wiederum ist jetzt nicht nur für Kinder, Jugendliche und Sport, sondern auch für den Haushalts- und Finanzbereich verantwortlich, während Krista Sager sich künftig um Frauen- und Wirtschaftspolitik kümmert. Florian Marten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen