„Bereinigtes Bremen“ bis zum Jahr 2000

■ Scientologen: Kinder sind die neuen Opfer / taz-Gespräch mit Sektenberater

Die Scientology-Sekte hat sich am Osterdeich in einer dicken Villa eingemietet. Experten erwarten eine neue Offensive der Hubbard- Anhänger auf die Hansestadt, ihre Zahl wird hier in Bremen auf 700 geschätzt. Über die Gefahren, die von den Seelenfängern drohen, sprach die taz mit Bernhard Brünjes (47), seit Beginn des Jahres Vorsitzender der Sektenberatung Bremen.

taz: Herr Brünjes, was ist eigentlich so gefährlich an den Scientologen?

Bernhard Brünjes: Die Scientologen bieten jedermann eine Lösung seiner Probleme. Wenn man der Sekte folgt, liefert man sich aus. Es beginnt mit einem Persönlichkeitstest, der wissenschaftlichen Kriterien nicht standhält.

Wie sieht dieser Test aus?

In diesem Test werden etwa 200 Fragen gestellt. Der Test erfüllt den einzigen Zweck, den Ruinpunkt des Probenaden festzustellen.

Was ist das?

Der Testperson wird gesagt: Du hast unheimliche Probleme, in der Ehe, im Berufsleben usw. Und daraufhin wird ihm ein Kommunikationskurs angeboten. Das eigentümliche ist, daß diese ersten Kurse auch Erfolge zeigen.

Was kosten die Kurse?

Die anfänglichen Kurse sind sehr billig, zwischen 100, 180 und 200 Mark.

Sektenberater BrünjesFoto: Katja Heddinga

Wie lange dauern diese ersten Kurse?

Das ist unterscheidlich. Ziel ist, die Personen abhängig zu machen, und da kommt es auf die Probanden an, wie die sich verhalten.

Wie geht es dann weiter in der Scientology?

Wenn man die ersten Kommuni

kationskurse absolviert hat, wird ihnen nach der Hubbard-Lehre der Status des „Clear“ angeboten, d.h.: man ist gereingt. Die oberste Stufe, die man nach Hubbard erreichen kann, ist die des operierenden Thetan. Das ist ein Geistwesen, daß den Körper nur noch als Hülle benutzt. Um diesen OT zu erreichen, wird man nachher ein fürchterliches Geld los. Wenn man die achte Stufe erreicht hat, ist man etwa 500.000 bis 600.000 Mark los.

Wird so etwas auch in Bremen gemacht?

Ich möchte mal annehmen, daß die Leiter der Scientology-Mission hier in Bremen alle operierende Titane sind.

Wie interpretieren Sie den Umzug der Scientology-Sekte in die Osterdeich-Villa?

Ich interpretiere das so, daß sich die Scientologen auf einem ungeheuren Expansionskurs befinden. Man hat erklärt, bis zum Jahr 2000 den Status „Clear Germany“ erreicht zu haben. Also ein gereinigtes Deutschland im Sinne der Scientologen. Mich erfüllt im Augenblick mit großer Sorge, daß man in Bremen die Kinder-Dianetik einzuführen versucht.

Wie funktioniert das?

Von der Scientology-Mission Bremen werden Rundschreiben verschickt an Eltern. Scientology bietet darin an, Kommunikationsstörungen der Kinder, beispielsweise gegenüber Gleichalterigen, bereinigen zu können. Sie bieten dann Kurse an, für die natürlich kein Kostenbeitrag erhoben wird, sondern ein Spendenbeitrag. Wenn man einen Kostenbeitrag bezahlte, könnte man Regressansprüche stellen, bei einem Spendenbeitrag ist das natürlich nicht möglich. Fragen: mad