Milch in Pappe ist öko!

■ Einwegkarton contra Flasche: Papphersteller machen info-mobil

Ein Infomobil des Fachverbandes der Getränkekartonhersteller (FKN) ist derzeit auf mehrmonatiger Tour durch ganz Deutschland, um die BürgerInnen verschiedener Städte über die wahre Qualität von Kartonverpackungen für Getränke aufzuklären. Gestern gastierte das Infomobil vor dem Bremer Hauptbahnhof und entpuppte sich als mittelgroßer, zur Seite geöffneter Anhänger. Inhalt: einige Plakate, ein Stehpult aus bunten Kartonplatten und ein Fernseher.

Wer — umweltbewußt, Mehrwegfreund — stehenblieb und zunächst abschätzig über die Umweltverträglichkeit von Getränkekartons lächelte, sah sich rasch in ein Gespräch mit einem der mitgereisten Umweltberater verwickelt. Während das linke Auge versuchte, dem Videofilm über die Nachteile der Glasflasche zu folgen, überflog das rechte die Plakate; und die Ohren konzentrierten sich auf Herrn Horstmeyer.

Das stärkste Argument der Umweltschützer, die gebrauchten Kartonverpackungen würden die bereits vollen Mülldeponien noch mehr belasten, wurde als erstes widerlegt: die Verpackung sei zu 100% recyclebar. Dann: die Getränkekartons schützten Milch und Fruchtsäfte besser als klarsichtige Glasflaschen — vor allem Licht und Sauerstoff beeinflußten, so Andreas Horstmeyer, Geschmack und Vitamingehalt dieser Getränke.

„Im Karton steckt mehr als Milch und Saft“ — so die Außenaufschrift des Infomobils. Wer dabei heimlich an Polyethylen oder Aluminium denkt, die mit dem Karton auf der Müllkippe landen, wird widerlegt: Die gesamte Verpackung könne, wenn das Duale System flächendeckend in ganz Deutschland installiert ist, recycelt werden. Zum einen könnten die vollständigen Getränkekartons wiederverwertet werden, indem eine preßspanähnliche Verarbeitung stattfindet. Zum anderen bestehe die Möglichkeit, die Materialien zu trennen und einzeln für eine Weiterverwendung aufzubereiten.

Sogar bei der Abfallvermeidung schneidet laut FKN die Kartonverpackung gut ab. Eine Kartonverpackung umhüllt einen Liter Inhalt mit nur 28 Gramm. Sie hat am Hausmüll den Anteil von einem Prozent. Würden alle Milch und alle Säfte statt in Kartons in Flaschen abgefüllt, müßten 420.000 LKW mehr fahren - das entspräche einer Strecke Berlin-Lissabon, die LKW Stoßstange an Stoßstange gestellt.

So kann es passieren, daß sich - wer immer noch auf dem Mehrweg-System beharrt — in Zukunft auch eines Gefühls der Mitschuld an dem durch die vielen Extrafahrten seiner Getränke verursachten Umweltschäden nicht mehr erwehren kann. Britt Machalett