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„500 Zettel, selbstklebend“

Akteneinsicht eines Westdeutschen oder: Wie grenzenlos die Stasi spannte und spitzelte  ■ VON HUBERTUS KNABE

In der DDR habe ich nie gelebt. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hat mich gleichwohl seit meinem 19. Lebensjahr „operativ bearbeitet“. Im Juni 1979 erfaßte mich die für die Kirchen zuständige Hauptabteilung HA XX/4 erstmals in einem „Operativ-Vorgang“ (OV) als Feindperson.

Was das MfS im Laufe eines Jahrzehnts über mich gesammelt, was es angeordnet und unternommen hat, um mich „aufzuklären“, zu „beeinflussen“ und zu „zersetzen“, ist mir bislang nur in Umrissen bekannt. Zu den wichtigsten Stationen meiner politischen Biographie fehlt bislang das Aktenmaterial: die Aktivitäten im Bahro-Komitee und im Sozialistischen Osteuropakomitee Ende der siebziger Jahre; die Auftritte in der Friedensbewegung, nachdem ich unter Pseudonym das Buch „Schwerter zu Pflugscharen“ geschrieben hatte; die Beratung der ersten Bundestagsfraktion der Grünen und ihres damaligen deutschlandpolitischen Sprechers Dirk Schneider; die Kontakte zu osteuropäischen Oppositionellen; die Mitarbeit beim Aufbau der Forschungsstelle Osteuropa in Bremen und bei den jährlichen DDR-Forschertagungen in Bonn; mein zweijähriger Forschungsaufenthalt in Ungarn, den das MfS zum Anlaß nahm, einen „zuverlässigen“ IM dorthin zu entsenden. Die Schriftstücke, die ich bislang gesehen habe, lassen gleichwohl erahnen, wie weit der Einfluß des MfS auf mein immerhin zum größten Teil fernab von der DDR geführtes Leben reichte.

Rückblende

Es war im Jahr 1979. Ein westdeutscher Student kommt in Kontakt mit kritischen Leuten in der DDR und verliebt sich in eine junge Theologiestudentin. Beide neigen zur Rebellion und stoßen sich an Opportunisten. Sie gehört in der DDR einem Kreis an, der über Rudolf Bahros Buch „Die Alternative“ ausführlich diskutiert hat. Er war beim ersten Bahro-Kongreß im November 1978 in Westberlin und gründete in Bremen ein Komitee zur Freilassung des Inhaftierten. Als sie sich kennenlernen, schmuggelt er Bahros Buch im Stiefel über die Grenze, später auch Aufkleber und einige Broschüren. Als besonders sicheres Versteck erweist sich ein schwarzer Mantel, dessen Innentasche eingerissen ist, so daß man relativ unbemerkt etwas darin verschwinden lassen kann.

Initiator des Bahro-Kreises (Ost) ist der Pfarrer Frank Rudolph. Er ist immer ein interessierter Zuhörer. Im Vorjahr hat er einige Ost- und Westdeutsche zu einem Bahro-Seminar eingeladen, darunter auch die junge Theologiestudentin. Die Freundschaft zwischen ihm und ihr erweitert sich zu einem oppositionellen Dreigestirn, als der Student aus Westdeutschland hinzustößt. Der sucht eine Druckerei auf, um den folgenden Aufkleber drucken zu lassen:

Lieber Herr Honecker!

Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Presse- und Versammlungsfreiheit, freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder öffentlichen Institution. Das öffentliche Leben schläft allmählich ein, einige Dutzend Parteiführer von unerschöpflicher Energie und grenzenlosem Idealismus dirigieren und regieren, unter ihnen leitet in Wirklichkeit ein Dutzend hervorragender Köpfe, und eine Elite der Arbeiterschaft wird von Zeit zu Zeit zu Versammlungen aufgeboten, um den Reden der Führer Beifall zu klatschen, vorgelegenen Resolutionen einstimmig zuzustimmen, im Grunde also eine Cliquenwirtschaft — eine Diktatur allerdings, aber nicht die Diktatur des Proletariats, sondern die Diktatur einer Handvoll Politiker, d.h. Diktatur im rein bürgerlichen Sinne, im Sinne der Jakobinerherrschaft.

Rosa Luxemburg,

Mitbegründerin der KPD

Ist dem Drucker zu trauen? Wie sollen die Zettel geklebt werden, ohne daß Rückschlüsse auf die Urheber möglich sind? Als der Student aus Westdeutschland eines Tages seiner Freundin berichtet, ein Mann habe ihn verfolgt, lacht sie ihn aus. Doch dann hat sie plötzlich das Gefühl, daß in ihrer Abwesenheit jemand in der Wohnung war. Eine Handvoll Aufkleber, die unbemerkt in seinem Mantel die Grenze passiert haben, werden dem Pfarrer zur Verwahrung übergeben. Als sich die Lage zuspitzt, verbrennt er sie.

Operativ-Vorgang „Kleber“

Akteneinsicht in der Ostberliner Behrenstraße. Ein flaues Gefühl in der Magengegend begleitet mich seit dem Aufstehen. In der Nacht habe ich geträumt, wie die Damen im Lesesaal einen ein Meter langen Zinksarg, randvoll gefüllt mit Akten, vor mir abstellten. Statt dessen bekomme ich einen schmalen, braunen Aktenordner mit dem Decknamen „Kleber“ ausgehändigt. Ich überfliege das Inhaltsverzeichnis und schlage als erstes den „Auszug Treffbericht IM ,Klaus‘ vom 18.6.1979“ auf:

„Auf unsere Bitte schilderte der IM nochmals den ihm bekanntgewordenen Sachverhalt. Am 9.6.79 bei seiner Geburtstagsfeier habe ihn Annette unter 4 Augen gebeten, die Person Hubertus KNABE anzurufen und auszurichten, daß er am 16. oder 23.6.79 zu Annette kommen möchte. Am 30.Juni sei der 2.Jahrestag der Verhaftung von Rudolf Bahro. Aus diesem Anlaß würde das Bahro-Komitee, wozu der Knabe gehörte, im Westen einen Kongreß planen. K. würde nun hierher kommen, Material und speziell diese Schnellklebezettel mitbringen. Auf die Frage, wie das geschieht, habe Annette erklärt, daß K. bei seinen Einreisen schon oft, einschließlich Leibesvisitationen, kontrolliert worden sei, aber seinen Mantel habe man nie untersucht. Darin seien diese Schnellklebezettel eingenäht.“

Beim vorangegangenen Treff hatten der IM „Klaus“ und sein Führungsoffizier Peter Heinrich bereits vereinbart, daß der IM mich für den 23.Juni 1979 nach Berlin bestellen solle. Diesmal fertigt der IM eine Skizze von Annettes Wohnung an, liefert eine Personenbeschreibung und berichtet, wann sie längere Zeit abwesend sei und wer über einen zweiten Schlüssel verfüge. Führungsoffizier Heinrich verfaßt eine „Operative Information über Hinweise zu geplanten staatsfeindlichen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem sog. Bahro-Kongreß“:

„Inoffiziell wurde der HA XX/4 aus zuverlässiger Quelle bekannt, daß der BRD-Bürger Knabe, Hubertus feindliche Aktivitäten plant. Knabe ist Teilnehmer des am 30.6.1979 in Westberlin stattfindenden ,Bahro-Kongresses‘. In diesem Zusammenhang beabsichtigt er, im Zeitraum vom 16.6.79-30.6.79 in die Hauptstadt der DDR einzureisen. Bei der Einreise beabsichtigt K., Schnellaufkleber mit dem sinngemäßen Text ,Freiheit für Bahro‘ illegal einzuschleusen. (...) K. hat die Absicht, diese Schnellaufkleber in seinem Mantel eingenäht über die Grenze zu transportieren und an die DDR-Bürgerin Buche, Annette zu übergeben. (...) Die B. unterhält aktive Verbindungen zu Personen und Gruppen, die sich mit der Diskussion und der Verbreitung von ,Bahro- Thesen‘ befassen. (...) Zur Verhinderung der geplanten feindlichen Aktivitäten wurden folgende Maßnahmen eingeleitet:

—Bei der HA VI wurde am 15.6.79 Einreisefahndung in die Hauptstadt der DDR mit Zollkontrolle eingeleitet. (Die Grenzorgane wurden angewiesen, Person und Gepäck zu durchsuchen und im Falle meiner Einreise die HA XX/4 sofort zu benachrichtigen; d.Autor.)

—Bei Bestätigung des Verdachts wird K. zur Untersuchung des Sachverhaltes der HA IX zugeführt (Hauptabteilung IX, zuständig für strafrechtliche Untersuchungsverfahren mit politischem Hintergrund; d.Autor)

—Eröffnung eines OV nach §106 gegen Knabe.“

Mit IM Klaus wird festgelegt: „Zur Abschöpfung evtl. Reaktionen von Annette auf die von uns geplanten Maßnahmen zu KNABE wird der IM für den 25.6.79, 7.30 Uhr, seinen Besuch bei ihr ankündigen (IM ist als Frühaufsteher bekannt). Zuvor, gegen 7.00 Uhr, wird mit dem IM ein Kurztreff durchgeführt.“

Anders als erwartet, kommt es zu keiner Festnahme am Grenzübergang. Die HA XX/4 erhält auch keine Nachricht von dort. Da IM „Klaus“ jedoch mitteilt, die „feindliche Person“ sei am 23.Juni eingereist, stellt Oberleutnant Heinrich die Fahndungsleitung zur Rede. Diese teilt daraufhin mit: „Da in den Personalunterlagen des Fahndungsobjektes vom Fahndungsauftrag abweichende Wohnanschriften verzeichnet waren, wurde durch die PKE GüSt (Paßkontrolleinheit Grenzübergangsstelle; d. Autor) Bahnhof Friedrichstraße entschieden, die Einreise der betreffenden Person der HA XX/4 nicht mitzuteilen.“ Glück gehabt.

Am 19.Juli 1979 schreibt Oberleutnant Heinrich einen „Eröffnungsbericht zum Anlegen eines Operativ-Vorganges“, den der Leiter der HA XX/4, Joachim Wiegand, mit dem handschriftlichen Zusatz versieht: „M(aßnahmen)-Plan vorlegen. T(ermin). 15.8.79.“ Wiegand ist es auch, der die Abteilung M mit der „Einleitung einer Sonderkastenleerung“ beauftragt, was bedeutet: „Sicherstellung von Postsendungen, die von observierten Personen in Briefkästen eingeworfen bzw. an Postschaltern ausgeliefert werden, durch außerplanmäßige Leerungen von Briefkästen.“

Am 4. September 1979 wird in der Hauptabteilung XX/4 erneut eine „Operative Information“ verfaßt: „Durch einen zuverlässigen IM, der Kontakt zu dem BRD-Bürger Knabe, Hubertus und der DDR-Bürgerin BUCHE, Annette hat, wurde festgestellt: Knabe hat von der ursprünglich geplanten Einschleusung von 500 Klebezetteln (selbstklebend) Abstand genommen. Die bereits in Westberlin gefertigten Probemuster (21) wurden illegal in die DDR eingeschleust und bei der BUCHE deponiert. Durch den IM wurden die Probeexemplare (als Anlage 1 Exemplar) von der Buche zur Aufbewahrung übernommen. Damit ist ein Mißbrauch ausgeschaltet. (...)

Unter dem Einfluß von Knabe hat auch die Theologiestudentin Annette BUCHE (Freundin des KNABE) von dem Vorhaben der Verbreitung der Aufkleber Abstand genommen.“

Die Koffergeschichte

„Wir brauchen Bücher!“ sagt der Pfarrer, als die beiden Liebenden aus Ost- und Westdeutschland im September 1979 einige Tage in seinem Pfarrhaus in Herzfelde, Kreis Templin, verbringen. Zu dritt überlegen sie, ob es nicht einen weniger riskanten Weg gibt, Bahros Buch in die DDR zu bringen als im Mantel oder im Stiefel.

Ein Diplomat soll schließlich die Bücher im Kofferraum rüberschaffen. Ein Angehöriger des Westberliner Bahro-Komitees wird um Mithilfe gebeten und kauft für 1.000 Mark Bücher. Er verstaut sie in zwei Koffern und gibt sie einem Diplomaten mit. Abholen soll sie beim Ostberliner Empfänger Pfarrer Rudolph, da dieser ein Auto besitzt und am wenigsten gefährdet ist. In einer dunklen Oktobernacht fährt Frank Rudolph mit seiner Freundin bei der vereinbarten Anschrift vor. Er bestellt einen „schönen Gruß von Jochen“ und erhält tatsächlich die beiden Koffer.

Als die beiden Liebenden darauf drängen, allmählich an die Verteilung zu gehen, zögert der Pfarrer. Er sei, erklärt er, durch die Verhaftung eines Freundes ohnehin gefährdet; die beiden vermuten, er möchte die Bücher gerne selbst behalten.

Im Dezember taucht plötzlich ein Polizist vor der Tür der Theologiestudentin auf und möchte sich mit ihr unterhalten. Ob sie öfter Besuch von einem Herrn Knabe bekomme, und ob dieser ihr nicht manchmal Druckschriften mitbringe? Sie läßt den Mann nicht über die Schwelle. Sollte doch etwas durchgesickert sein von den Büchern?

Da alles ruhig bleibt, sollen die Bücher nun doch nach Berlin gebracht werden. Zum vereinbarten Zeitpunkt allerdings kommen der Pfarrer und seine Freundin verstört in die Wohnung der Theologiestudentin und bringen eine schockierende Nachricht: Das Auto ist gestohlen worden. Drei Tage später melden sie sich erneut und berichten, bei der Abreise zum Pfarrhaus sei man am Ostbahnhof auf das gestohlene Auto gestoßen — ohne Bücher.

Der Student aus Westdeutschland ist zu diesem Zeitpunkt gerade in Berlin. Dieser Besuch soll sein letzter werden. Vier Wochen später weisen ihn die Grenzbeamten mit dem Satz ab: „Ihre Einreise ist nicht gestattet.“

Kuriertätigkeit für

eine Feindorganisation

Fortsetzung der Aktenlektüre im Operativ-Vorgang „Kleber“. Bericht von Major Kullick über ein Treffen mit IM „Klaus“ am 26.10.1979:

„In der letzten Zeit wurde durch den IM festgestellt, daß von Knabe in der Wohnung der Annette Buche (erfaßt im OV „Kleber“) häufige Besuche stattfinden. (...) Zwischen dem Knabe und der Annette Buche haben sich intime Beziehungen entwickelt. Die feindliche Haltung von Knabe und der Annette Buche zur DDR ist immer mehr offensichtlich. Knabe hat die Einschleusung von 2 Koffern mit untergründiger Literatur von Westberlin in die Hauptstadt der DDR organisiert. (...)

Knabe und Annette Buche baten den IM, die 2 Koffer von der genannten Adresse abzuholen und bei sich aufzubewahren, mit der Begründung, daß Knabe beobachtet und durch die Zollorgane kontrolliert würde. (...)

Am 25.10. begab sich der IM gemeinsam mit der (...) zum (...) (klein, schmächtig, ca. 38 Jahre) und bestellte den „Gruß von Jochen“, daraufhin sagte (...), ja hier sind 2 Koffer abgegeben worden. Der IM fügte hinzu: Deswegen kommen wir.

(...) Danach begab sich der IM mit der Literatur in seine Wohnung. Er verständigte die Annette Buche, daß er die Literatur abgeholt habe.

Der IM erhielt folgenden Auftrag:

1.Eine listenmäßige Aufstellung der Literatur anzufertigen.

2.Am 1.11.79 erfolgt eine Dokumentation.

3.Die Literatur bleibt beim IM unter Verschluß mit der Begründung, daß gegenwärtig die Gefahr zu groß sei, etwas weiterzugeben.

4.Sollte die Annette Buche oder Knabe auf die Herausgabe bestehen, wird der IM die gesamte Literatur der Buche übergeben.“

Am 13.12.1979 findet ein weiterer Treff statt, während dessen IM „Klaus“ folgendes berichtet:

„Nach der Einschätzung des IM ist Annette durch die Maßnahmen mit dem VP-Angehörigen (VP, Volkspolizei; d.Autor) sehr unsicher geworden. Sie denkt, daß der von der VP heute wieder kommen wird, um mit Knabe zu sprechen und dadurch Licht in die Sache kommt, bzw. man weiß, um was es konkret geht. Danach wolle man weiter beraten. Sie hat Angst, daß es gegen Knabe geht und er nicht mehr herkommen kann. Sollte es doch um die Literatur gehen, dann wäre es so, daß diese beim IM sicher sei, da in einem Pfarrhaus kaum eine Hausdurchsuchung sein wird (...).“

Im Januar 1980 ist es dann soweit. Hauptmann Exner und sein Referatsleiter Kullik schreiben einen Abschlußbericht: „(...) Der Abschluß des OV „Kleber“ erfolgte durch Maßnahmen zur vorbeugenden Verhinderung der Verbreitung der in die DDR eingeschleusten Literatur auf der Grundlage einer operativen Kombination, welche mit dem IM „Klaus“ beraten und durchgeführt wurde. Im Ergebnis dieser Maßnahme konnte die Literatur konspirativ sichergestellt werden.

Bei der Realisierung dieser Maßnahmen wurde der Personenkreis um Knabe verunsichert.“

Nachtrag

Im Januar 1992 erfuhr ich durch die Einsichtnahme in den Operativ-Vorgang „Kleber“, daß mein Freund, der Herzfelder Pfarrer Frank Rudolph, der Inoffizielle Mitarbeiter „Klaus“ war.

Unter dem Decknamen „Walter Rosenow“ fand sich außerdem ein Bericht aus dem Arbeitsbereich DDR-Forschung und -Archiv der Freien Universität Berlin mit der Überschrift „zu einem operativ relevanten Forschungsvorhaben des KNABE, Hubertus“:

„Inoffiziell wurde zuverlässig bekannt, daß KNABE, Hubertus im August 1987 vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen die Förderung für sein Forschungsprojekt ab 1.1.88 für 2 Jahre zugesprochen erhielt. (...) Bei operativer Notwendigkeit kann Originalmaterial zum Forschungsvorhaben Knabes in der HA XX/5 eingesehen werden.“

Kein einziger, der mich im Auftrag der Staatssicherheit ausgehorcht und „bearbeitet“ hat, ist seit der „Wende“ in der DDR von sich aus auf mich zugekommen, um sich zu offenbaren. Niemand hat sich bei mir entschuldigt oder wenigstens zu erklären versucht. Das Schweigen der Spitzel, das Leugnen und Verharmlosen, wenn sie zur Rede gestellt werden, ist inzwischen schmerzhafter als das, was sie zu verantworten haben. Inoffizielle und hauptamtliche Mitarbeiter des MfS sind im Begriff, sich eine zweite Schuld aufzuladen: daß sie nicht den Mut besitzen, wenigstens nachträglich die Wahrheit offenzulegen und ihre persönliche Verantwortung anzuerkennen.

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