: Zweiter Fall Auer in Sicht?
Das Hamburger Landgericht hat gestern den 25jährigen Seemann Christoph St. wegen Mordes an einen 78jährigen Rentner zu 12 Jahren Knast verurteilt. Das Gericht stützt seine Verurteilung auf ein von St. abgelegtes Geständnis, das er allerdings widerrufen hat. Bahnt sich ein neuer Fall Auer an?
Denn die Angaben in dem Geständnis sind äußerst zweifelhaft. Danach hatte St. zugegeben, den Rentner umgebracht zu haben, um 150 Mark zu stehlen. Vor Gericht gab St. nun an, er habe damals eine falsche Aussage gemacht, weil er in einen Waffendeal verwickelt worden sei, und die Dealer ihm gedroht hätten, seine Schwester und den dreijährigen Neffen umzubringen. Diese vier Männer hatten vor der Tat auch nach St. gesucht, der bei seinem Freund „Opa Buhr“ untergeschlüpft war. Sie hätten den Rentner umgebracht. Gericht und Staatsanwaltschaft werteten diese Angaben als „Schutzbehauptungen“ und das widerrufene Geständnis als Tatsache. Sie ließen dabei völlig außer acht, daß wichtige Teile der Angaben durch die Beweisaufnahme widerlegt wurden. So hatte St. angegeben, der Rentner sei nach Messerstichen sofort tot gewesen. Mediziner stellten jedoch fest, daß das Opfer noch 20 Minuten gelebt hatte, bevor es an den Blutungen erstickte. Anwältin Martina Zerling kündigte Revision an. Der Angeklagte wütend: „Die wahren Mörder laßt ihr laufen und ich muß hier schmoren.“ pemü
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen