: Ein Single bleibt selten allein
■ Erstes Deutschlandtreffen der einsamen Herzen in Berlin
Berlin. Nach der Trennung von ihrem Mann wußte Marlit von Siematkowski »nicht mehr wohin«. Alte Freunde und selbst Verwandte drehten der 44jährigen den Rücken zu. Wenn sie alleine ausging, sei sie nur »angemacht« worden. »Nette Leute kennenlernen war fast unmöglich«, erinnert sie sich. Durch Arbeitskollegen kam sie zum Berliner »Club der Mittelalterlichen« und fand Menschen mit gleichen Problemen: Singles zwischen 45 und 55 Jahren, geschieden oder auch verwitwet, aber immer einsam.
»Mit dem Partner geht für viele auch der Freundeskreis verloren«, sagt Horst Fröhlich, Vorsitzender der Bundesvereinigung von 70 nichtkommerziellen Single- und Freizeitgruppen mit 15.000 Mitgliedern, in Berlin. Seit Mittwoch kommen dort rund 1.500 Männer und Frauen bis Sonntag zum »Deutschlandtreffen der Alleinstehenden« zusammen. Viele stünden in der Mitte ihres Lebens wieder allein auf der Welt. Single-Clubs seien eine gute Adresse für neue Kontakte, so Fröhlich.
»Die Sehnsucht nach einem Lebenspartner ist das Natürlichste von der Welt«, meint der Vorsitzende und Mitbegründer des »Clubs der Mittelalterlichen«, Jürgen Reeps. Die gemeinsame Freizeitgestaltung sei die eigentliche Aufgabe des Clubs. »Wir wollen die Leute aus der Isolation holen und ihnen zu neuem Selbstbewußtsein verhelfen«, sagt Reeps. »Die meisten Singles fühlen sich als fünftes Rad am Wagen.« Häufig werde ihr Verein als »Club der Ungeküßten« belächelt, doch die 300 »Mittelalterlichen« fühlen sich wohl. Durch die Zusammenarbeit mit der Telefonseelsorge und Ärzten kämen immer neue Frauen und Männer in den Verein.
Das beklagt auch der Ostberliner Single-Verein »Club an der Panke«, einer von 18 der ehemals 34 Single- Vereine in Ostdeutschland. Offenbar haben viele Menschen im Osten ganz andere Probleme, vermutet Vorsitzender Gerhard Müller. Seit der Wende habe auch sein Verein, der zu DDR-Zeiten von der staatlichen »Ehe-, Familien- und Sexualberatungsstelle« gegründet wurde, 200 der 300 Mitglieder verloren. dpa
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen