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Forschung liefert keine Wundermittel

■ Betr.: "Mutierte Kartoffeln sollen auf den Acker" von Dirk Wildt, taz vom 8.8.92

Betr.: »Mutierte Kartoffeln sollen auf den Acker« von Dirk Wildt, taz vom 8.8.92

Der Bericht der taz über geplante Freilandversuche des IGF Berlin enthält ein Mißverständnis: Bioplastik ist keine Stärkekomponente. Die von Bakterien produzierte Substanz, auch PHB (Polyhydroxybuttersäure) genannt, ist der Stärke chemisch nicht verwandt. Stärke besteht aus Zuckermolekülen, die Ketten oder verzweigte Netze bilden. Stärke wird heute vorwiegend zur Herstellung von Papier, im Textilbereich und bei der Klebestoffproduktion eingesetzt.

Die Forschungsarbeit am IGF zielt darauf ab, durch eine Vereinheitlichung des Materials zusätzliche Einsatzfelder für Stärke zu schaffen. Dabei geht es nicht darum, der Verpackungsflut den ökologischen Passierschein auszustellen. Die Entwicklung nachwachsender Rohstoffe soll mittel- und langfristig Alternativen zu fossilen Rohstoffen schaffen. Nicht nur weil diese begrenzt sind, ist ein Ausstieg aus dem Konsum geboten: ein Einsatz von energiereichen Verbindungen, der die Produktionskapazität der Biomasse übersteigt, belastet die Energiebilanz des Ökosystems.

Die Forschung kann keine Wundermittel liefern, aber sie kann Konzepte anbieten, die es zu prüfen gilt. Mit den geplanten Freilandprojekten des IGF soll geprüft werden, ob die Stärkekomponenten Amylopektin Erdölprodukte ersetzen kann. Hierbei kommt der Bereich Kunststoffe — der ja nicht hauptsächlich Umverpackung bezeichnet — ebenso in Betracht wie die Produktgruppe Lacke und Farben.

Gerade weil nachwachsende Rohstoffe bislang nicht konkurrenzfähig sind, gilt es, Forschungsarbeit in die Verbesserung dieser Stoffe zu investieren. Projekte hierzu laufen im IGF seit einigen Jahren, die Amylopektinkartoffel wurde bereits mehrfach im Gewächshaus getestet. Von einem »überhasteten« Feldversuch, wie Bernhard Gill kommentiert, kann also nicht gesprochen werden.

Freilandversuche mit genetisch veränderten Kartoffeln sind nicht nur in der Schweiz und den Niederlanden durchgeführt worden, sondern auch in Frankreich, Großbritannien, Belgien, den USA, Neuseeland und anderen Ländern. Ökologische Gefahren sind dabei nicht entstanden. Gills Vergleich des Freilandversuchs mit dem Einsatz eines Kriegsschiffes ist der bedenkliche Versuch, Argumentationshilfen aus einem Bereich zu verwenden, in dem es keine Diskussion gibt. Während die Beantragung von Freilandversuchen sich innerhalb der Vorschrift des Gentechnikgesetzes bewegt, zeigt der Vergleich mit dem Zerstörer »Bayern« das Bemühen, die Grenzen einer fairen Diskussion zu verlassen. Arnd G. Heyer/Institut für Genbiologische

Forschung Berlin

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