: Der Tummelplatz für Menschenhändler
Eine Lücke im deutschen Gesetz macht es miesen Geschäftemachern möglich, Menschen aus anderen Ländern nach Hamburg zu locken und sie dann brutal auszunehmen. Ein Trend, der in der Baubranche, aber auch im Hamburger Hafen zu beobachten ist.
Die Menschenhändler geben sich im Ausland als Arbeitsvermittler aus. So zum Beispiel der Filipino Rudy P.: Wie das Abendblatt berichtete, heuert er in seiner Heimat Seeleute an. Schon für die Vermittlung müssen die Männer ihm bis zu 1000 Dollar zahlen, auch der Flug nach Hamburg geht auf eigene Kosten. Doch hier angelangt, ist das Schiff, für das sie geheuert wurden, nicht da. Als Illegale sind die Seeleute dann P. ausgeliefert - er vermittelt sie schließlich zu noch schlechteren Konditionen als vertraglich vereinbart und streicht die Differenzsumme selber ein.
Kein Einzelfall: Das Arbeitsamt weiß von ähnlichen Machenschaften mit Seeleuten aus Spanien und der GUS. Auch in der Baubranche werden häufig Arbeitskräfte aus östlichen „Billiglohnländern“ geworben. Obwohl die Polizei im Fall von Rudy P. ermittelt, wird er nur schwerlich belangt werden können. Das Landeskriminalamt weist auf die Gesetzeslücke hin: Die Verträge wurden im Ausland geschlossen, die Männer werden auf ausgeflaggte Schiffe vermittelt - in dieser Situation greife das deutsche Recht nicht. P. drohe allenfalls eine Geldstrafe wegen des Verstoßes gegen das Arbeitsförderungsgesetz oder das Ausländergesetz. taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen