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Unser blitzgescheites Häuschen

■ Wärme und Badewasser per Computer: Bremen fördert „Gebäudeautomation“

Alles ist neuerdings intelligent: die Computer, die Raketenleitsysteme und jetzt sogar die Gebäude. Und der Mensch? — Muß lernen, die intelligenten Maschinen zu bedienen. Nehmen wir mal die Handwerker und Hausmeister. Künftig sollen sie nicht mehr in blauen Kitteln an ölverschmierten Heizungskesseln schrauben, sondern in weißen Hemden vor Tastaturen sitzen und per Computer, sogenannten „Leitstellen“, die ideale Raumtemperatur programmieren. Und nicht nur das: Nie wieder soll ein Raum bei offenstehendem Fenster beheizt werden, und auch die Lichter schalten sich aus, wenn die Sonne hereinscheint. So stellt sich Joachim Stein, Projektleiter des Zentrums für Gebäudeautomation, den zentral gesteuerten Haushalt der Zukunft vor.

Doch leider wird „das Handwerk schlagartig von dieser Technik überfallen“, mußte der Projektleiter feststellen: Ingenieure und Hersteller entwickelten die Systeme an den Handwerkern vorbei. Dem will das frisch eröffnete Zentrum abhelfen: Hier können Elektriker und Heizungsinstallateure lernen, die neue Gebäudeleittechnik zu beherrschen. Praxisnah und anwendungsorientiert, versteht sich. In dem Projekt, gefördert aus dem bremischen Landesproramm „Arbeit und Technik“, arbeiten die Kreishandwerkerschaft Bremen, die Berufsschule für Elektrotechnik, das Institut Technik und Bildung der Universität, verschiedene Innungen und das Arbeiter-Bildungs-Zentrum zusamen.

Projektleiter Joachim Stein preist den Energie-Spar-Effekt des intelligenten Steuersystems. Bis zu 20 Prozent der Stromkosten ließen sich in öffentlichen und privaten Haushalten durch die neue Technik einsparen. Die Regelungsanlage sei „mittlerweile so billig, daß sich auch Kleinabnehmer das leisten könnten“. Die Gebäudeautomationstechnik arbeite viel genauer als der herkömmliche Thermostat versichert Joachim Stein. „Und auch, daß geheizt wird und gleichzeitig die Lüftung an ist, wird nie wieder vorkommen.“

Der glückliche Besitzer eines intelligenten Hauses kommt also an einem kalten Winterabend nach Hause und findet die Wohnung wohlig warm und das Badewasser, 37,5 Grad, schon eingelassen. Weil die intelligente Leitstelle im rechten Moment die Heizung angeschmissen hat — „punktgenau“ und ohne auch nur ein Quentchen Energie zu verschwenden.

Und damit es ihm nicht so geht wie Robert de Niro in „Brazil“, den die intelligenten Heizungsrohre in seiner Wohnung fast erwürgt hätten, gibt es für die genaue und regelmäßige Wartung ab sofort den anwendungsorientiert geschulten Handwerker. Schöne intelligente Welt! dir

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