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Toter bei Gefangenenmeuterei

Paris/Mülhausen (AFP) — Trotz der Meutereien in mehreren Haftanstalten haben die französischen Gefängniswärter ihren Bummelstreik am Donnerstag fortgesetzt. Sie forderten vor allem eine Aufstockung des Personals und wirksamere Sicherheitssysteme. Premierminister Pierre Bérégovoy versprach zwar ein Entgegenkommen, nannte aber keine konkreten Zahlen. Deshalb lehnte die wichtigste Gewerkschaft der Gefängniswärter, UFAP, am Donnerstag Gespräche mit Justizminister Michel Vauzelle ab.

In der Nacht hatten die Insassen mehrerer Gefängnisse gegen die Verschlechterung ihrer Haftbedingungen durch den Streik rebelliert. Im oberelsässischen Mülhausen stürmten Einheiten von Polizei und Gendarmerie ein Gefängnis, um einen Aufstand der Gefangenen zu beenden. Einer der rebellierenden Häftlinge war einige Stunden zuvor vom Dach der Haftanstalt gestürzt und kurz danach an seinen Verletzungen gestorben. Die Meuterei in Mülhausen hatte am Nachmittag nach einem Spaziergang im Hof begonnen. Nach Angaben des Personals bedrohten rund 60 Gefangene die Wärter und nahmen ihnen die Zellenschlüssel ab. Kurz danach ließen sie die meisten ihrer Mitgefangenen frei.

Zwei Dutzend der etwa 220 Haftinsassen kletterten auf das Dach und warfen Ziegel und andere Gegenstände hinunter. Die übrigen begannen das Innere der Gebäude zu demolieren und steckten die Haftanstalt in Brand. Der Verwaltungstrakt des mitten in der Stadt gelegenen Gefängnisses wurde fast völlig zerstört. Nach dem Sturm durch Polizei und Gendarmerie wurden etwa 20 Gefangene in ein Krankenhaus eingeliefert. Die meisten von ihnen hatten entweder Rauchvergiftungen erlitten oder eine Überdosis der Medikamente geschluckt, die sie während der Meuterei in ihren Besitz gebracht hatten.

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