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DDR-Medaille bringt Stolpe ins Zwielicht

Potsdam (AFP/taz) — Eine Auszeichnung mit dem DDR-Verdienstorden hat den brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) erneut in Rechtfertigungszwang gebracht. Regierungssprecher Erhard Thomas bestätigte gestern, daß Stolpe am 7.10.1978 eine vom DDR-Ministerratsvorsitzenden Willi Stolph unterzeichnete Urkunde und die Verdienstmedaille der DDR erhalten hat. Der Präsident des EKD- Kirchenamtes, Otto von Campenhausen, äußerte sich überrascht über die Enthüllung. „Jetzt entsteht für Stolpe ganz erheblicher Erklärungsbedarf“, sagte Campenhausen.

Die Auszeichnung habe offensichtlich im Zusammenhang mit dem sogenannten „Burgfrieden“ zwischen der evangelischen Kirche und dem DDR-Staat gestanden, der „nach mühevollen Verhandlungen unter Stolpes Mitwirkung“ zustande gekommen war, teilte Thomas mit. Als damaliger Leiter des Sekretariats des Kirchenbundes gilt Stolpe als geistiger Vater der „Kirche im Sozialismus“, die die Aussöhnung mit dem SED-Staat begründete. Eine Annahmeverweigerung der Auszeichnung hätte nach Angaben des Regierungssprechers das Verhandlungsergebnis empfindlich gestört, weil sie vom Staat als Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Vereinbarungen verstanden worden wäre. Es habe sich im übrigen um „eine der niedrigsten Auszeichnungen“ durch den Staat gehandelt, die jährlich an 10- bis 15.000 Bürger verliehen worden sei. Die damit verbundene Geldzuwendung von 1.000 Mark habe Stolpe für Aus- und Weiterbildung kirchlicher Mitarbeiter bei der Kasse des Kirchenbundes eingezahlt.

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