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Sarajevo: Gasmasken gegen „Racheakte“

■ Offensive der Moslems hat nur geringen Erfolg/ Weiterhin kein Kontakt zu deutschem Kameramann

Sarajevo (AP/AFP/dpa) — In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo ist nach den „bisher mörderischsten Kämpfen“ am Montag vormittag vorübergehend wieder relative Ruhe eingekehrt. Unter der Bevölkerung herrschte jedoch erhebliche Unsicherheit, da der Verteidigungsstab das ständige Mitführen von Gasmasken empfohlen habe. Damit soll sie sich vor möglichen „Racheakten“ der serbischen Truppen schützen, die aus einigen beherrschenden Stellungen ihres Belagerungsringes zurückgedrängt worden seien.

Die Verteidiger Sarajevos hatten am Sonntag versucht, die serbischen Linien rund um die Stadt zu durchbrechen. Das daraufhin einsetzende Artilleriegefecht wurde als „reine Hölle“ beschrieben. Bis zum Vormittag wurden in Sarajevo mindestens 30 Tote sowie knapp 100 Schwerverwundete gezählt.

Unterdessen scheinen die Pläne für einen militärischen Einsatz der Nato in Bosnien immer konkreter zu werden. Nachdem die Botschafter des Verteidigungspaktes die ersten beiden Pläne, die davon ausgegangen waren, daß für den Schutz der UNO-Konvois 100.000 bzw. 30.000 Soldaten nötig seien, abgelehnt hatten, werden sie voraussichtlich am Dienstag einem — bisher nicht näher bekannten — Plan, der rund 6.000 Soldaten vorsieht, zustimmen.

Das Auswärtige Amt in Bonn konnte auch am Montag keinen Kontakt zu dem deutschen Kameramann Hermann Wohlberg, der in der serbischen Stadt Zajecar in Untersuchungshaft festgehalten wird, aufnehmen. Zwar war bereits für den Vormittag ein Gespräch zwischen der serbischen Staatsanwaltschaft und Wohlberg angesetzt, in dessen Anschluß den beiden Botschaftsbeamten in Aussicht gestellt wurde, mit dem Deutschen sprechen zu können — eine „Vollzugsmeldung“ war in Bonn am Nachmittag jedoch noch nicht eingegangen. Parallel dazu bemühte sich die deutsche Vertretung in Belgrad um einen Anwalt für den Kameramann, der noch am Montag vor Gericht gestellt werden sollte.

Der Journalist Christoph Maria Fröhder und Wohlberg waren im Auftrag des ZDF mit Filmrecherchen über den Bruch des internationalen UN-Embargos gegen Serbien beschäftigt. Fröhder war den Berichten zufolge mit vorgehaltener Pistole gezwungen worden, Serbien am Sonntag zu verlassen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland berichtete er, auf welchen Wegen auf der Donau die Sanktionen der UNO umgangen werden. Sein Team habe ein ukrainisches und ein russisches Schiff verfolgt, die sich erst durch Wechsel auf die bulgarische Flußseite den rumänischen Kontrollen entzogen hätten. Dann habe man die Schiffe in Belgrad wiedergesehen, als sie Öl und Stahl entluden.

Die jugoslawischen Behörden haben am Montag bestritten, Fröhder und Wohlberg mißhandelt zu haben. In einer Erklärung der Polizei hieß es, die beiden und ihre zwei rumänischen Assistenten seien festgenommen worden, weil sie in „verdächtiger Weise“ einen Militärposten umfahren hätten.

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