Kein Sekt für Honecker

■ Auch Eduard von Schnitzler gratulierte zum Geburtstag

Berlin (dpa) — Der ehemalige DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker hat „in guter Verfassung“ am Dienstag seinen 80. Geburtstag in der Berliner Untersuchungshaftanstalt Moabit gefeiert. Anwalt Nicolas Becker sagte, sein Mandant habe sich über die Besuche von zwei Mitgliedern des „Solidaritätskomitees für Erich Honecker“, seiner Tochter aus erster Ehe, Erika Wildau, und seiner Verteidiger „sehr gefreut“. Er habe auch „Berge von Post“ erhalten, die allerdings zuvor vom Gericht kontrolliert worden sei.

Nach Angaben von Becker sind an Honecker auch zahlreiche Pakete geschickt worden, die ihm bis auf eines von der Anstaltsleitung aber nicht ausgehändigt wurden. Insgesamt habe Honecker „nicht viel Aufhebens von seinem Ehrentag machen wollen“.

Vor der Haftanstalt hatten sich schon am Morgen mehrere ehemalige SED-Genossen, darunter der Ex-DDR-Chefkommentator Karl- Eduard von Schnitzler, eingefunden. Schnitzler sagte, er wolle mit seinem Besuch seine Solidarität mit Honecker ausdrücken. „Ich bin hier, um zu beweisen, daß Honecker nicht allein ist“, sagte er. Dann erinnerte sich Schnitzler: „Auch ich war in den 50er Jahren für zwei Tage einmal hier in Untersuchungshaft.“

Der Mitinitiator des Solidaritätskomitees, Werner Cieslak, der Honecker rote Nelken überbrachte, betonte: „Einen Freund und Genossen läßt man nicht im Stich.“

Auf eine Flasche Sekt, die von alten Genossen am Eingang der Haftanstalt abgegeben wurde, mußte er verzichten. Justizsprecherin Uta Fölster: „In der Anstalt herrscht striktes Alkoholverbot.“