: Arabische Nachbarn fürchten Zerfall des Irak
Kairo (wps) — Die von den USA, Großbritannien und Frankreich angekündigten Maßnahmen zum Schutz der schiitischen Bevölkerung im Südirak treffen in der arabischen Region auf wachsende Skepsis. Nur Kuwait hatte dem Plan, ein Flugverbot für irakische Maschinen südlich des 32. Breitengrades durchzusetzen, ohne Umschweife zugestimmt.
Dagegen beschwören einige der engsten arabischen Verbündeten der USA im Golfkrieg die Gefahr eines vom Iran unterstützten Fundamentalismus und den Zerfall des Irak in separate Enklaven für Kurden, Sunniten und Schiiten. Ihre Befürchtung: Auch die christlichen Maroniten im Libanon, die Kopten in Ägypten und die Berber in Nordafrika könnten für sich Autonomie fordern.
Die Türkei hat signalisiert, sie werde ihre Flugbasis Incirlik für diese Aktion nicht zur Verfügung stellen. Auch die Regierung in Ankara fürchtet offensichtlich, daß autonome Regionen im Irak die Bestrebungen für einen unabhängigen kurdischen Staat im Norden des Landes stärken könnten.
Bisher haben die mehrheitlich von Sunniten bewohnten Länder Saudi- Arabien, Kuwait und Bahrain Aufstände ihrer schiitischen Minderheiten unterdrückt. Namentlich in Kuwait hat es 1988 und 1989 mehrere Versuche zum Sturz des Königshauses gegeben.
Auch die Besetzung der Großen Moschee in Mekka 1979 durch eine radikale Schiitengruppe ist nicht vergessen. Erst im vergangenen Jahr wandten sich die saudiarabischen Schiiten der Ostprovinz mit einer Petition an König Fahd. Sie forderten darin unter anderem die Erlaubnis zum Bau neuer Moscheen und die Schaffung eines unabhängigen schiitischen Rechtssystems.
„Die Errichtung einer unabhängigen Schiitenrepublik im Süden wäre bedrohlicher als alles, was ich mir sonst vorstellen kann“, sagte Abdullah Kabaa, Professor für Politikwissenschaften an der Universität von Riad. „Das würde den Radikalen und Fundamentalisten Auftrieb geben.“ Zwar hat Saudi-Arabien signalisiert, daß es seine Flugbasis in Dharan als Basis für die Operationen der US- Streitkräfte zur Verfügung stellen will. Aber dies scheint innerhalb des Königshauses recht umstritten zu sein.
Unterdessen hat die irakische Regierung angedroht, sie werde alle UNO-Sicherheitskräfte von ihrem Territorium ausweisen, falls die USA, Großbritannien und Frankreich das Überflugverbot im Süden tatsächlich durchzusetzen trachteten.
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