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Mehrere Berliner in Rostock in U-Haft

Rostock/Berlin. Die Rostocker Staatsanwaltschaft hatte gestern noch keinen Überblick darüber, wie viele von den über 300 Personen, die bei den Ausschreitungen in den vergangenen Nächten in der Hansestadt festgenommen wurden, aus Berlin kommen. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Slotty sind bislang gegen 25 Personen Haftbefehle erlassen worden.

Bis auf zwei säßen alle in Untersuchungshaft. In der Regel laute der Vorwurf auf schweren Landfriedensbruch. Zwei Männer würden aber auch des versuchten Mordes beschuldigt, einer davon komme aus Berlin. Er soll einen Brandsatz in Richtung eines Polizisten geschleudert haben, der dem Anschlag aber knapp entgangen sei. Über das Alter und die politische Identität des Mannes vermochte Slotty keine Angaben zu machen. Auch bezüglich der übrigen Beschuldigten lägen keine Erkenntnisse vor, ob diese dem linken oder rechten Spektrum zuzuordnen seien. In der Regel hätten die Festgenommenen dazu auch keinerlei Angaben gemacht.

Der Ermittlungsausschuß der autonomen Gruppen in Rostock verwies darauf, daß gestern noch 32 Angehörige des autonomen Spektrums in Polizeigewahrsam saßen. Gegen drei Autonome sei Haftbefehl wegen schweren Landfriedensbruch erlassen worden. Sieben Personen sollten im Verlaufe des gestrigen Tages noch dem Haftrichter vorgeführt werden, hieß es. Die Situation im Polizeigewahrsam sei nach wie vor so, daß Linke und »Faschos« zusammen in eine Zelle gesteckt würden. Der Rostocker Polizeipressesprecher Teichmann erklärte dazu: Zwischen Straftätern könne nicht nach »politischer Glaubensrichtung« differenziert werden.

Bei der am kommenden Samstag um 13 Uhr in Rostock angemeldeten Demonstration gegen Rassismus rechnet der Berliner Verfassungsschutz »mit erheblichen Ausschreitungen«. Allein aus Berlin reisten »500 überwiegend gewaltbereite« Autonome an, erklärte ein VS-Sprecher gegenüber dpa. In der hiesigen autonomen Szene, die das Zentrum der linksextremistischen Szene in Deutschland sei, würden gegenwärtig Pläne von Rostocker Stadtbezirken verteilt.

Zu den Ausschreitungen in Rostock erklärte der Sprecher des VS: »Ein geplantes Handeln der Rechtsextremen im Osten sehen wir nicht.« Dem Rostocker Polizeisprecher Teichmann zufolge bereitet sich die Polizei darauf vor, daß auch die Rechten am Samstag nach Rostock mobilisieren. Fundierte Erkenntnisse gebe es dazu allerdings noch nicht. plu

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