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Der Zweite Weltkrieg hat Auschwitz nicht verhindert-betr.: "Bitte nicht schon wieder einen Glaubenskrieg bei den Grünen", Interview mit Joschka Fischer ("Auschwitz konnte man durch Pazifismus nicht verhindern"), taz vom 21.8.92

betr.: „Bitte nicht schon wieder einen Glaubenskrieg bei den Grünen“, Interview mit Joschka Fischer („Auschwitz konnte man durch Pazifismus nicht verhindern“), taz vom 21.8.92

Lieber Joschka Fischer!

Anbei einen Scheck über 20 DM, damit Du Dir ein Geschichtsbuch über den Zweiten Weltkrieg und die Judenvernichtung kaufen kannst oder Hannah Arendts „Eichmann in Jerusalem“.

Vielleicht fällt Dir dann auf, daß das einzige, was man gesichert zu diesem Thema sagen kann, ist: der Zweite Weltkrieg hat Auschwitz nicht verhindert (sondern vielleicht erst möglich gemacht).

Leider gab es keinen breiten gewaltfreien Widerstand in Deutschland gegen den Nationalsozialismus. Das sollte nicht dazu führen, daß man heute denselben Fehler noch einmal macht und den Weg der Befreiung lieber mit Millionen von Kriegstoten pflastert! Die wenigen Ansätze, die es damals an gewaltfreiem Widerstand gab — auch auf dem Balkan —, waren meist sehr erfolgreich. Eine „Pflichtlektüre für PolitologInnen“, sagt Hannah Arendt — ich würde hinzufügen: auch für PolitikerInnen! Christoph Besemer, Freiburg

Anmerkung der Redaktion: Der Scheck wurde an Joschka Fischer weitergeleitet.

„Auschwitz“, das Unsagbare, dahergesagt. Wenig nachgedacht, nur mal eben so, hübsch verpackt im Mäntelchen eines schlampig- schnoddrigen Vergleichs, versehen mit dem armen Adorno, seinem zitierfähigen: „daß A. sich nie wiederhole“, jüngst jetzt auch von Mister Fischer.

Aktuell und zeitgemäß, gut bekömmlich der Rekurs auf die Gaskammern, die hübsch ent-sorgten, folgen-losen, doch für jedermann zu jeder Zeit politisier- und transferierbaren.

Schlagt zu! Massenmord und Mengele im Schlußverkauf: Ramsch-Rhetorik! Doch wir vergleichen ja nicht, wir stellen bloß gegenüber! Marcus Sander, Hamburg

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