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Papiergeld für Verkehrsberuhigung

■ Initiativen wollen Ostertor-Einzelhändler mit Wunschnoten überzeugen

Sie haben die Größe eines 20-Mark-Scheins und einen ideelen Wert: Die Wunschnoten, die ein Bündnis Bremer Verkehrsinitiativen und Umwelt-Vereine demnächst im Ostertor/Steintor- Viertel in Umlauf bringen will. Sie sollen den Einzelhändlern des Viertels zusammen mit den fälligen echten Geldscheinen beim Einkauf übergeben werden. Ihre Botschaft: 'Ich kaufe gern im Viertel, und noch viel lieber, wenn die Verkehrsberuhigung kommt.'

„Wir wollen damit die Ostertor-Einzelhändler für die Verkehrsberuhigung gewinnen“, erläuterte gestern Dieter König vom ADFC die Hintergründe für die Aktion. Das Verkehrsberuhigungsgeld ist erst einmal in 128.000er Auflage gedruckt worden, zwei Monate lang sollen sie in den 26.000 Haushalten des Viertels verteilt werden und an zentralen Anlaufstellen ausliegen.

„Das ist eine Art Schmuse-Aktion“, erklärt Karin Schulenberg- Steiger vom Bündnis Bremer Verkehrsinitiativen. Die telefonische TED-Umfrage für oder gegen Verkehrsberuhigung, die die Ostertor-Einzelhändler vor zwei Wochen durchgeführt hätten, sei aus Sicht der Gegner der Verkehrsberuhigung „ein bißchen in die Hose gegangen“ (Dieter König). Jetzt sollen die Wunschnoten die Fußgängerzonen-Gegner noch einmal umstimmen helfen.

„Teilweise verstehen wir die Angst der Kaufleute“, sagt Hildegard Kamp vom BUND. Wenn das Viertel attraktiver wird, steigen die Mieten, große Handelsketten kaufen sich dort ein, wo jetzt noch „ein besserer und qualifizierterer Einzelhandel blüht als in der Innenstadt“. Wenn das aber die tatsächlichen Gründe gegen die Verkehrsberuhigung seien, „dann muß das auch so gesagt werden.“ Kamp vermutet, daß die Verkehrsberuhigung durch die Handelskammer nur deshalb blockiert würde, weil eine zweite Fußgängerzone für die Innenstadtkaufleute eine große Konkurrenz wäre. „Das ist doch nur die Lobby-Politik der großen Kaufhäuser.“

Gute Gründe gebe es nämlich nicht gegen die Verkehrsberuhigung. Bei einer Umfrage hatten jüngst nur 19 % aller befragten Viertel-Einkäufer angegeben, daß sie mit dem Auto unterwegs seien. „Wenn die Einzelhändler jetzt die Wunschnoten in die Hand gedrückt bekommen, werden sie ihre Position vielleicht noch einmal überdenken“, wünscht sich Dieter König. mad

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