piwik no script img

Borussias Wiedergeburt

■ Borussia Dortmund—1. FC Kaiserslautern 1:0

Dortmund (dpa/taz) — Mit panischer Angst in den Gliedern ist schlecht Fußballspielen. Diese leidvolle Erfahrung mußten die Kicker von Borussia Dortmund in der ersten Halbzeit ihrer Heimpartie gegen den 1. FC Kaiserslautern machen. Die Pleite im Westfalenstadion vor Wochenfrist, ausgerechnet gegen den Erzrivalen Schalke 04, hatte den Borussen, in der letzen Saison um eine Buchwalder Stirnbreite an der Meisterschaft vorbeigerauscht, einen solch nachhaltigen Schock versetzt, daß auch der Auswärtssieg am Dienstag in Uerdingen weder für Ruhe noch für Sicherheit gesorgt hatte. Mit deutlich darniederliegendem Selbstbewußtsein ging der BVB in das Schlüsselspiel gegen die Pfälzer. Klar war: ein Sieg würde die angeschlagene Psyche drastisch aufpäppeln, eine Niederlage wohl den vorläufigen Sturz ins Mittelmaß besiegeln.

„Das 0:2 gegen Schalke steckte den meisten Spielern noch im Hinterkopf. Alle wußten, daß eine zweite Heimniederlage katastrophal gewesen wäre“, sagte BVB- Coach Ottmar Hitzfeld später. Ausgerechnet Flemming Povlsen, bisher alles andere als treffsicher, war es, der den Dortmundern die Last von der Seele nahm. In der 58. Minute köpfte der dänische Europameister den 1:0-Siegtreffer. „Das war eins meiner wichtigsten Tore überhaupt“, freute sich Povlsen hinterher diebisch.

Dabei sah es 45 Minuten lang so aus, als hätten die Borussen das Fußballspielen verlernt. Kampf, Krampf und unzählige Fehlpässe bestimmten die Aktionen der Hausherren. Anders die Gäste: Durch geschicktes Forechecking und schnörkellose Kombinationen beherrschten sie das Spiel, vermochten aber durch Eriksson (9.) und Kuntz (11./29.) ihre besten Torchancen nicht zu verwerten. Erst nach der Auswechslung des am Rande des Platzverweises stehenden Vogel und des Schweden Eriksson (Meniskusverletzung) kippte das Match. „Ich bin mir sicher, daß wir ohne die Auswechslungen, die ich leider vornehmen mußte, mindestens einen Punkt geholt hätten“, ärgerte sich Trainer Rainer Zobel.

Die Dortmunder verdienten sich vor 36.843 Zuschauern den knappen Sieg durch großen Kampfgeist und eine enorme Leistungssteigerung nach der Pause. „Wir haben in der Halbzeit besprochen, daß wir uns nicht verstecken dürfen. Die Mannschaft hat danach wieder druckvoll und aggressiv gespielt und fast alle Zweikämpfe gewonnen“, sagte Hitzfeld. Torjäger Chapuisat dagegen gelang so gut wie gar nichts. Hitzfeld: „Ich hoffe, daß ,Chapi‘ bald ein Erfolgserlebnis hat. Das braucht er, damit er nicht wie heute lange studiert, wohin er schießen soll, sondern sofort einschießt.“

Dafür machte im BVB-Team, in dem neben den verletzten Schulz und Franck kurzfristig auch Torjäger Mill (Darmgrippe) fehlte, der Neuzugang Nedijeljko Zelic (21), der bereits im australischen Olympiateam geglänzt hatte, bei seinem Debüt nachhaltig auf sich aufmerksam. „Spätestens nach zehn Minuten haben die Fans gemerkt, daß da ein Riesen-Fußballer auf dem Feld steht“, freute sich Manager Michael Meier über den 700.000- Mark-Einkauf von Sydney Olympic. „Feuertaufe bestanden. Er ist ein Mann für die Zukunft“, lobte Hitzfeld das vielseitige Abwehr- und Mittelfeldtalent.

1. FC Kaiserslautern: Ehrmann - Kadlec - Funkel, Schäfer - Roos, Goldbaek, Eriksson (52. Hotic), Witeczek, Wagner (46. Marin) - Vogel, Kuntz

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren); Zuschauer: 36.843

Tore: 1:0 Povlsen (58.)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen