: Roma: Pogrome in Südosteuropa
Hamburg (taz) — Ein „neuer Holocaust droht Roma in Osteuropa — Kristallnacht in jedem Dorf — Bundesrepublik federführend in Ost- West-Kooperation gegen Flüchtlinge“: Mit diesen Horror-Schlagzeilen ging der Vorsitzende des Roma National Congress, Rudko Kawczynski, gestern in Hamburg vor die Presse. Motiv der Öffentlichkeitsarbeit, die die Roma-Organisation in diesen Tagen europaweit versucht, ist die „Verwirrung über die Lage der Roma“, die derzeit herrsche. Wirtschaftsflüchtlinge seien die Roma, die aus Südosteuropa fliehen, nicht, versicherte Kawczynski. Am dreckigsten ginge es den Roma in Spanien und von dort komme niemand.
In Südosteuropa nehme aber die rassische Verfolgung in dem Maße zu, wie die Demokratisierung die vorher stabilen Zustände durcheinanderbringe: „Unter dem Stalinismus ging es den Roma besser als heute in Südosteuropa“, beschrieb Kawczynski das Paradox.
Die Bundesrepublik beteilige sich an der Diskriminierung der Roma: Roma erhielten kein Asyl, die Bundesregierung unterstütze die polnischen Grenzkontrollen gegen Roma, im ehemaligen Jugoslawien gar würden Roma bei Flüchtlings-Kontingenten abgewiesen. Die deutschen Behörden wollten sie nicht als Flüchtlinge akzeptieren.
Die Roma-Vertreter fordern die Bundesregierung auf, die Durchsetzung der Menschenrechte auch im postkommunistischen Osteuropa zu einem Kriterium ihrer Wirtschaftshilfe zu machen. Als Akt der Soforthilfe wollen die Roma-Organisationen Flüchtlings-Pässe ausgeben, damit Roma, die in ihren Staaten keinen Paß bekommen, frei und legal ausreisen können. Die Bundesregierung treibe die aus Südosteuropa fliehenden Roma in die Hände von Schlepperorganisationen, wenn sie ihren Status als Verfolgte nicht anerkenne, meinte Kawczynski. K.W.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen