Michael Kahl - Chef der "Contro Veranstaltungsdienste"

MICHAEL KAHL - CHEF DER „CONTRO VERANSTALTUNGSDIENSTE“

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2å „Ordner sind keine Schläger, sondern Menschen wie du und ich“, verkündet Michael Kahl im Brustton der Überzeugung, „die sind für das Publikum da.“ Und damit jeder Konzertbesucher begreife, um was es dem Geschäftsführer der Contro Veranstaltungsdienste GmbH geht, fügt er um Einsicht bittend hinzu: „Ohne Ordner gäbe es doch gar keine Konzerte.“

Der 34jährige muß es wissen, denn seit 14 Jahren ist Kalli, wie ihn alle nennen, im Veranstaltungsgeschäft dabei und hat seitdem über 1000 Konzerte live miterlebt. Anfangs noch als Ordner für Contro tätig, hat er vor einem Jahr die Alsterdorfer Sporthalle mit einem Backsteinhäuschen in Klein-Borstel vertauscht. Von dort aus kümmert er sich nun zusammen mit dem zweiten festangestellten Contro- Mitarbeiter um die Planung der Veranstaltungen und die Einteilung der rund 400 freien Hilfskräfte.

Die müssen nicht nur für den reibungslosen Ablauf vor Ort sorgen, häufig sind auch Bühnen auf- und abzubauen oder Sattelschlepper auszuladen. Ein schweißtreibender Job, „mit dem keiner reich wird“, wie Kalli zugibt, „aber Konzertatmosphäre zu schnuppern, ist für die meisten Anreiz genug.“ Wer jedoch davon träumt, ein wenig vom Glamour der Stars zu erhaschen, den muß der gemütliche Brillenträger enttäuschen: „Da läuft nichts, außerdem sind die Jungs nicht dafür da, sich die Beine in den Bauch zu stehen.“

Auch „hühnenhafte Prügelknaben“ sind bei ihm an der falschen Adresse. „Die kann ich nicht gebrauchen“, sagt der ehemalige Hamburger Meister im Diskuswerfen, der selber nicht gerade zu den Hänflingen zählt, „wir haben nur Leute, die sich benehmen können.“ Solche, die auch bei mäkelnden Besuchern ruhig bleiben. „Wie häufig ich schon die Frage gehört habe, weshalb ich die Eintrittskarte unbedingt in der Mitte durchreißen müsse, weiß ich nicht mehr.“

Ob Rock- oder Klassikkonzert ist dabei egal. „Gerade die Älteren müssen immer diskutieren. Die meinen, mit der Eintrittskarte gleich den halben Saal gekauft zu haben.“ Aber: „Die meisten benehmen sich sehr gesittet und verständnisreich“, bricht Kalli eine Lanze für das Publikum.

Zum Glück sind also die Zeiten passé, als die Markthalle bei Punkkonzerten mit Natodraht zur Festung ausgebaut wurde. „Die Leute sind ruhiger geworden, wir finden nur noch selten Waffen bei der Eingangskontrolle. Bei Revolvern hört der Spaß aber auf, da holen wir die Polizei, wer weiß denn, ob das Ding echt ist oder nicht?“

Gleiches kann auch von Michael Jackson behauptet werden, der Contro kürzlich zum 300-Mann-Ein-

1satz zwang. Aber nicht jedes Ereignis ist so aufwendig. „Das hängt vom Umfang der Produktion ab.“ Und vom Publikum. „Gerade bei den Teeniebands wie 'New Kids on the Block' ist in den ersten Reihen die Hölle los.“ Kalli kennt seine Pappenheimer, pro Konzert werden bis zu 300 euphorisierte Kinder aus dem Pulk gezogen. „Das ist anstrengender als jede Heavy-Metal- Truppe. Einige hast du drei- bis

1viermal pro Abend in den Armen.“

Als Privatmann geht der Ex-Bauingenieur-Student nur noch selten zu Konzerten, sieht aber bei jedem von Contro betreuten Auftritt nach dem Rechten. „Ich habe schon alle Bands gesehen, und die, die mich noch reizen, werden nie mehr auftreten.“ Stimmt. Auf Queen, The Beatles oder Abba wird Kalli wohl verzichten müssen.

Clemens Gerlach