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Ciskei-Truppen richten Blutbad an

Truppen des südafrikanischen Homelands schossen auf ANC-Demonstration/ 11 Tote, 100 Verletzte  ■ Aus Bisho Willi Germund

Ein Teil der Demonstranten ließ sich durch den meterhohen Zaun an der Grenze von Bisho nicht aufhalten. Sie rissen ihn nieder und stürmten in das Stadion der Hauptstadt des von Südafrika geschaffenen „Homelands“ Ciskei. Hinter Stacheldraht verbarrikadierte Soldaten und Polizisten zögerten nicht. Plötzlich krachten aus Hunderten von Galil- Sturmgewehren minutenlange Salven. Die etwa 40.000 Anhänger des „African National Congress“ (ANC) rannten voller Panik davon, suchten Deckung hinter Steinen und einigen Autos. Als der Kugelhagel stoppte, versuchten sie erneut zu flüchten. Doch die Soldaten des regierenden Brigadier Oupa Gqozo eröffneten wieder minutenlang das Feuer — diesmal auch mit Granaten und Tränengas. Innerhalb weniger Minuten richteten sie ein Blutbad an. Mindestens elf Menschen wurden erschossen. Ein Mitarbeiter des Krankenhauses in der nahe gelegenen südafrikanischen Stadt King Williams Town, der inmitten stöhnender und schreiender Verletzter versuchte, den Überblick zu bewahren, wußte nur: „Wir haben bestimmt weit über hundert Verletzte.“

Die Demonstration war von ANC-Generalsekretär Cyril Ramphosa und Chris Hani, dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei (SACP), angeführt worden. Auf dem Boden liegend und von Leibwächtern mit ihren Körpern abgedeckt, erklärte ANC-Generalsekretär Cyril Ramphosa, nur wenige Meter vom Stacheldrahtverhau der Ciskei entfernt: „Die haben ohne jede Provokation geschossen.“ Nach der Schießerei öffneten die Sicherheitskräfte der Ciskei nicht einmal die Stacheldrahtbarrikaden, um Krankenwagen durchzulassen.

Das Ziel der Demonstranten war klar. „Wir wollen Brigadier Qgozo stürzen“, hatte am Tag zuvor Chris Hani, der Generalsekretär der SACP, erklärt. Die Demonstranten wollten Bisho besetzen und so den 1990 durch einen Putsch an die Macht gekommenen Brigadier Qgozo stürzen. Die Aktion war ursprünglich von einer eher militanten Fraktion im ANC um den ehemaligen Untergrundchef Ronnie Kasrils und Chris Hani, Ex-Chef des bewaffneten ANC-Arms „Umkhonto we Sizwe“, initiiert worden. Doch ANC-Generalsekretär Cyril Ramaphosa gab der Demonstration gegen Qgozo durch seine Anwesenheit die Rückendeckung der Führung der Widerstandsorganisation.

Der Offizier hatte ebenso klar gestellt: „Ich werde mich wehren und nicht vertreiben lassen.“ Qgozo war 1990 durch einen unblutigen Putsch an die Macht gekommen. Der 1991 entlassene Chef seines Geheimdienstes, Oberstleutnant Gert Hugo, erklärte vor wenigen Tagen: „Die Sicherheitskräfte der Ciskei werden von Mitgliedern des südafrikanischen Militärgeheimdienstes geführt. Dort haben sich vor allem Leute versammelt, die immer noch die Reformen ablehnen.“

Just aus diesem Grunde hatte sich der ANC auch Qgozo als Ziel seines Protestes ausgesucht. Er wird als schwächtes Glied in der Kette der Verbündeten von Südafrikas Staatschef Frederik de Klerk betrachtet. Die Ciskei war vom Apartheid-Regime ursprünglich zusammen mit anderen Homelands gegründet worden, um die schwarze Bevölkerungsmehrheit abzuschieben und den Rest Südafrikas für Weiße zu reservieren. Seit Beginn des Verhandlungsprozesses steht eine Wiedereingliederung in das südafrikanische Territorium zur Diskussion.

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