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Braungebrannter Populist

■ Mit Politikerschelte und Ausländerhetze kam Haider nach oben

„Politikversagen“ ist Jörg Haiders Leib- und Magenthema. Jahrelang hat er den Politikern in seinem Land auf die Finger geguckt. Aus dem Schlendrian, der Parteibuchwirtschaft und der Volksferne, die er dabei beobachtet hat, sind seine populärsten Slogans geworden. Wenn der Saubermann Haider auftritt, versetzt er Politikerschelte mit Katastrophenbildern, in denen es von „Ausländermassen“ und „Sozialschmarotzern“ nur so wimmelt. Ob in Bierzelten oder in Konzertsälen — die Stimmung des Publikums trifft der stets braungebrannte und durchtrainierte 42jährige immer genau.

Früh hob der Oberösterreicher ab. Während des Jura-Studiums baute er den „Ring Freiheitlicher Jugend“ mit auf. Anfang der 80er schuf er sich eine starke Position im Kärntner Landtag. 1986 gelang ihm der Sprung an die Spitze der Partei. Der Führungswechsel bei der bis dahin als liberal geltenden FPÖ war zugleich das Ende der Koalition mit der Sozialdemokratie. Bei den folgenden Neuwahlen verloren SPÖ und die konservative ÖVP Stimmen (und bildeten eine große Koalition) — die FPÖ hingegen verdoppelte ihren Anteil auf 9,7 Prozent. Aus der Opposition heraus schoß Haider mit immer stärkerem Kaliber. Er charakterisierte „die österreichische Nation“ als „Mißgeburt“, bekannte sich zur „deutschen Kulturnation“ und postulierte das „Heimatrecht“ der Völker. In Kärnten mußte er als Landeshauptmann zurücktreten, als er 1991 die „ordentliche Beschäftigungspolitik“ der Nationalsozialisten lobte. Seine streng auf Linie getrimmte FPÖ ist weiter auf dem Vormarsch. Zuletzt schaffte sie in Oberösterreich 17 und in Wien 22 Prozent. dora

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