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Um die Kinder geht es nicht

KOMMENTAR

Um die Kinder geht es nicht

Mit ihrer Schulhof-Blockade haben die Ohlstedter Eltern inzwischen auch für internationales Aufsehen gesorgt. Europäische und sogar japanische Fernsehsender fragen bei der Hamburger Sozialbehörde an, was denn dort in dem grünen Hamburger Villenvorort geschieht. Nun sind Kinder für Publicity immer gut. Aber es bleibt die Frage, ob es denn wirklich die Sorge um die Ohlstedter Grundschüler ist, die die Bewohner des wald- und wiesenreichen Stadtteils auf die Barrikaden bringt.

Wäre es im Interesse der Kinder nicht viel sinnvoller, daß Lehrer und Eltern ihnen erklären, daß täglich neue Flüchtlinge nach Hamburg kommen, die in Not sind, und irgendwo untergebracht werden müssen? Als Mutter wage ich zu behaupten, daß sogar Sechsjährige dafür Verständnis aufbringen können. Genug Platz zum Spielen in der Pause ließe ihnen das Containerdorf allemal. Sie wären sicher bereit, ein Stück von ihrem großen Schulhof im Wald abzugeben.

Aber haben ihre Erziehungsberechtigten sie überhaupt gefragt? Oder haben sie die Kleinen publikumswirksam benutzt, um ihren Stadtteil ausländerfrei zu halten? Ein Indiz dafür: Ihren Antrag auf einstweilige Verfügung gegen das Containerdorf begründen die Eltern mit der Gefahr für ihr Eigentum. Nur in einem Punkt scheint die Sorge der Demonstranten berechtigt. Sie sehen die Ohlstedter ABC-Schützen in Gefahr, weil Containerdörfer immer häufiger das Ziel von rassistischen Anschlägen sind. Aber das ist eine landesweite Sorge, die sich angesichts solcher Blockaden und Barrieren eher noch verstärken muß. Vera Stadie

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