: Rückzug vom Schulhof
■ Ohlstedt: Grundschule bleibt flüchtlingsfrei / SPD-Abgeordnete wirft Eltern "Apartheid" vor
: Grundschule bleibt flüchtlingsfrei / SPD-Abgeordnete wirft Eltern „Apartheid“ vor
Für Sozialsenator Ortwin Runde ist's ein „konstruktiver Kompromiß“, für seine Parteigenossin und Bürgerschaftsabgeordnete Monika Gawron eher ein faules Ei. Der Schulhof der Ohlstedter Grundschule „Am Walde“ bleibt flüchtlingsfrei. Das Containerdorf für Asylbewerber wird statt dessen auf einem Ohlstedter Privatgrundstück an der Hoisbütteler Straße gebaut. Mit der festen Zusage Rundes, es spätestens in acht Monaten wieder zu räumen.
Nach mehrstündigen Beratungen hatten sich Eltern und Sozialbehörde am Mittwoch abend darauf geeinigt, das Containerdorf doch auf dem Ersatz-Grundstück unterzubringen, das die Behörde zunächst mit dem Verweis auf hohe Kosten und langwierige Ausbaumaßnahmen abgelehnt hatte. Eine Begründung für die Behörden- Wende: Das der Grundschule benachbarte Gymnasium Ohlstedt hatte angeboten, die Container bis zur Fertigstellung des Ersatz-Geländes aufzunehmen. Vier- bis fünf Wochen werden die Flüchtlinge zunächst dort wohnen, dann ziehen sie an die Hoisbütteler Straße um.
Erleichterung bei den Ohlstedtern, denen das Ergebnis der Beratungen am Mittwoch abend auf einer Elternversammlung mitgeteilt wurde. Sogar ein bißchen Applaus für den Sozialsenator, und zumindest bei einigen die inzwischen bekannten Ängste: „Garantieren Sie, daß die Container in acht Monaten wieder weg sind?“ „Aber der Weg zum Gymnasium führt doch dann direkt am Containerdorf vorbei!“ Die Container sind vom Hof, die Vorurteile bleiben.
In einer Presseerklärung machte die SPD Abgeordnete Monika Gawron gestern ihrer Wut über den Rückzug der Sozialbehörde Luft. Die Bürger in den Stadtteilen mit hohem Ausländeranteil müßten dies als Ohrfeige empfinden, schreibt sie und wirft den Ohlstedter Eltern „Apartheid“ vor: „Sind Villenbesitzer bessere Menschen?“, fragt sie. Und: „In welchem Geiste werden wohl die Ohlstedter Kinder erzogen, deren Eltern nicht einmal bereit sind, im solidarischen Miteinander der Bezirke ein kleines Stückchen Schulfläche für politisch Verfolgte zu opfern?“ Empörung, jetzt nicht mehr in Ohlstedt.
Ortwin Runde verteidigte sein Einlenken gestern mit seiner Sorge über eine mögliche Eskalation, über eine Ausnutzung des Elternprotests durch Rechtsradikale. Und: Immerhin hätten die Ohlstedter nicht nach dem St.Florians-Prinzip gehandelt und nähmen die Asylbewerber nun in ihrem Dorf auf. Freundlich? uex
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