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Blut, Rock, Sperma

■ Sex, Rock, Gewaltsimulation — „Gwar“ mit ihrer Persiflage auf Horrorfilme

Der Saal ist dunkel, die Wände des Modernes sind mit Plastikplanen abgedeckt, von der Bühne wallen Nebelschwaden. Mit ohrenbetäubenden Lärm donnern nach einem Intro fünf höchst verwegen verkleidete Plastik-Monster auf ihren Instrumenten los. Vor der Bühne jubeln die Leute und skandieren den Bandnamen. Sie wissen noch vom letzten Mal, was jetzt kommt: Sex, Gewalt,laute Musik und Spaß. Deswegen sind sie da.

Das achtköpfige Horror-Ensemble GWAR legt los. Eine Figur mit Papp-Mache-Kopf betritt die Bühne, stört ein wenig. Sofort wird vom Ober-Monster die große (Gummi-)Klinge geschwungen, und ab ist die Omme. Fontänen rot gefärbter Flüssigkeit ergießen sich in den Saal, begeistert aufgenommen, ja sehnlichst gewünscht von den Fans. Als nächstes ist der Arm des Bühnen-Eindringlings dran. Hack, weg ist er. Neues „Blut“ spritzt ins Publikum. Das Hallo wird noch größer. Die Musik noch härter. Gewaaaaalt.

Große Pulks farbverschmierter junger Leute bevölkerten den Neustadtswall nach dem Auftritt der Heavy-Metal-Band GWAR. Die Amerikaner sind in der Szene längst kein Geheimtip mehr. GWAR machen nämlich nicht nur ultra-harte Rockmusik, sie führen dazu auf der Bühne auch Spielszenen auf. Die haben es in sich.

Richtige GWAR-Fans ziehen ein weißes T-Shirt an, damit die Farbmassen gut zu sehen sind, und stellen sich ganz nah am Bühnenrand auf. Da ist es immer schön naß und die Sicht am besten. Der runzlige Riesen-Phallus von Sänger „Balsac, the Jaws of Death“ ist dort gut zu sehen, und mit etwas Glück kriegt jemand auch den Zwei-Meter-Strahl Ejakulat ab, den der Plasik-Macho nach erfolgreicher Schändung einer verstümmelten Frauen-Puppe absondert.

Aber gemach. Das brutale Fantasy-Treiben ist eine völlig überzeichnete, übertrieben grelle Persiflage auf Horrorfilme, He- Man-Stories und archaischer Übermenschen-Legenden. GWAR will nicht das Publikum bis zum Atemstillstand schockieren, dazu sind ihre Blut- und Sperma-Mätzchen zu simpel, zu repetitiv und viel zu sehr aus Plastik. Die Amis haben den Zahn der Zeit erkannt, der Gewalt- und Sexsparte des Showbiz noch einen draufzusetzen.

Die Jubler am Bühnenrand sahen den AkteurInnen bei aller technischer Perfektion so manche Wiederholung gern nach. Hauptsache Brachial-Klänge, Menstruations-“Blut“ auf's Haupt des Auditoriums und aufgerissene (Plastik-)Leiber mit langem Gedärm. Nach dem Overkill einer Godzilla-Puppe waren sogar noch George Bush, Bill Clinton und der Papst dran. Selbstverständlich, auch ihnen rissen die Gewalttäter den Kopf von den Schultern. Aber das war nach knapp neunzig Minuten schon zum Gähnen. Cool J.F.

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