: Auf lange Sicht „nicht tragfähig“
■ Nach Meinung des Treuhand-Vorstands sind die Edelstahlwerke Freital nicht zu retten — er will dem am Freitag zusammentretenden Verwaltungsrat die Abwicklung vorschlagen
Die Treuhandanstalt hält die Sächsischen Edelstahlwerke Freital für nicht sanierungsfähig. Der Vorstand will daher dem am Freitag zusammentretenden Verwaltungsrat die Abwicklung vorschlagen, erklärte die Treuhand-Zentrale am Mittwoch in Berlin. Einem solchen Schritt müssen auch das Bundesfinanzministerium und das Bundeswirtschaftsministerium zustimmen. Der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat angekündigt, er wolle eine solche Entscheidung im Treuhand-Verwaltungsrat kippen.
Die Treuhand verweist darauf, sie habe auf Wunsch der sächsischen Landesregierung und der noch 2.313 Beschäftigten sämtliche Privatisierungsvorschläge ausgelotet, obwohl sich schon im Frühsommer zeigte, daß der internationale Edelstahlmarkt „langfristig in einer äußerst krisenhaften Phase verharren dürfte“. Schon damals hätten Experten eine Abwicklung für unumgänglich gehalten.
Dennoch sei der Neuen Maxhütte Gelegenheit gegeben worden, ein Unternehmenskonzept unter Einbeziehung von Freital zu entwickeln. Nachdem sich dies Ende August durch die Entscheidung der Gesellschafter der Neuen Maxhütte zerschlagen hatte, habe die Treuhand die Verhandlungen mit einem westdeutschen mittelständischen Stahlunternehmen wieder intensiviert. Gleichzeitig verhandelte sie mit leitenden Mitarbeitern, die ein Management-Buy-Out beabsichtigten.
Angebote mit nur „begrenzter Sicherheit“
Die Verhandlungen mit dem mittelständischen Investor konnten nach Treuhand-Aussage so weit geführt werden, daß nunmehr die für eine Privatisierung notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen klar auf dem Tisch lägen. Im Unternehmenskonzept seien erhebliche Beiträge Sachsens berücksichtigt, die als Bürgschaft oder Zuschuß aus der Regionalförderung gewährt werden sollen. Auch die Treuhand würde einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag als Anschubfinanzierung bereitstellen sowie die Alt- und Neuschulden des Unternehmens in dreistelliger Millionenhöhe zu streichen haben“. Eine nochmalige Abschätzung der Marktsituation sowie der auch künftig drohenden Verluste der Edelstahlwerke habe ergeben, daß „die Tragfähigkeit des Unternehmenskonzeptes langfristig in Frage steht“. Angesichts dieser Risiken und des erforderlichen hohen Mittelaufwandes müßten „auch die Möglichkeit einer Abwicklung geprüft und die damit verbundenen Kostenabschätzungen gegeneinander abgewogen werden“, heißt es in der Erklärung. Nachdem sich die mögliche Zusammenarbeit mit der Neuen Maxhütte zerschlagen habe und das Angebot des Mittelständlers nach Einschätzung der Experten auf Dauer nur begrenzte Sicherheit bieten könne, dürfe einer Entscheidung jetzt nicht länger ausgewichen werden.
Der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer hatte am Vortag „massiven Druck“ auf Treuhand und Bundesregierung angedroht, falls das Werk geschlossen werden sollte. Schommer erklärte, eine Sanierung des Werkes sei in Wirklichkeit billiger als die Abwicklung. dpa/AP
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen