: CHICAGO: HEISSER DRAHT GEGEN GEISTLICHE ÜBERGRIFFE
Katholischer Notruf: Pfaffen lieben Kinder
Chicago (AP) — Angesichts immer zahlreicher werdender Berichte über sexuelle Vergehen von Geistlichen an Kindern hat die katholische Erzdiözese Chicago einen „heißen Draht“ eingerichtet und eine unabhängige Kommission geschaffen, die entsprechenden Beschuldigungen nachgehen soll.
Mit den am vergangenen Montag von Erzbischof Joseph Kardinal Bernardin bei einer Pressekonferenz bekanntgegebenen Maßnahmen geht das Erzbistum über die im Juni dieses Jahres von einem Gremium gegebenen Empfehlungen noch hinaus. Dieses Gremium hatte sich mit 59 einschlägigen Anschuldigungen befaßt, die seit dem Jahr 1963 im Bistumsbereich gegen katholische Geistliche erhoben worden waren. Die Erzdiözese Chicago zählt 2,3 Millionen Kirchenmitglieder und ist damit die zweitgrößte in den USA. Bei dem „heißen Draht“ handelt es sich um einen gebührenfrei anzuwählenden Telefonanschluß, über den Beschwerden über Geistliche weitergegeben werden können. Sämtliche Beschwerden dieser Art sollen, wie Bernardin sagte, der zuständigen staatlichen Stelle gemeldet werden.
Zusätzlich soll sich die unabhängige neunköpfige Kommission mit den Beschwerden befassen. Ihr gehören drei Geistliche und sechs Nichtkleriker an, darunter ein Rechtsanwalt, der als Kind Opfer sexuellen Mißbrauchs wurde, ein Kinderpsychologe, ein Psychiater und Eltern. Vorgesehen ist ferner eine eingehendere Überprüfung und Schulung von Priesterkandidaten.
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