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Urdrüs wahre Kolumne

■ Missing Link

Ganz aus Versehen in die Eier getreten hat Werder-Star Mirko Votava seinem Mannschaftskameraden Thorsten Legat im Training, doch zum Glück konnte die lädierte Männlichkeit schon nach zwei Tagen Krankenhaus voll funktionsfähig bei Frau Nicole zurückgemeldet werden — das freut denn doch. Folgenreicher allerdings war offensichtlich mancher Kopfstoß, den der abgedankte Fußball-Kaiser Franz im Dienst am Götzen Fußballsport erleiden mußte: Der Herr B. will (nach früheren Leben als Gänseblümchen oder Cockerspaniel) im nächsten irdischen Sein „vom Abteilungsleiter da oben“ als Frau in den Lebenskampf geschickt werden — einesteils um seiner Verwirklichung als Mutter willen, andererseits ganz pragmatisch, denn “Frauen sind einfühlsamer, ich will nicht sagen intelligenter. Eine Frau wird nach wie vor hofiert.“ Viel Glück, Franziska - und das alles stand im Weichzeichner-Sexheft Penthouse.

Ein Bote des Herrn begegnete mir in der Obernstraße an einer Pappsäule mit ebenso menschenfreundlichen wie unverständlichen Losungen und Lösungen zu Fragen der Zeit. Vati mit der Karstadt-Tüte wollte der Sache auf den Grund gehen, doch Mutti im Webpelz aus der Serie Leopard hielt ihn geradezu gewaltsam zurück: „Beim letztenmal hast du bei sowas den Schnellkochtopf gekauft, der gar nicht geht.“ Was sind das für Zeiten, wo selbst die Engel Gottes auf soviel Mißtrauen stoßen?

CDU-Wirtschaftssprecher Dr. Wolfgang Schrörs warnt in einer Stellungnahme zum wirtschaftspolitischen Aktionsprogramm WAP III vor “Verwässerung“ durch rot-grün- idiologische Vorstellungen. In der Evolution der Ideologie zur Idiotie ist der gute Mann vermutlich das lange Zeit als vermißt geltende Bindeglied.

Wer irgendwo in dieser Stadt einen Garten liegen hat, ohne sich als emsiger Zuchtmeister der Natur zu fühlen, der weiß mit mir ein Lied zu singen von der Dumpfstieseligkeit bremischer Parzellenfunktionäre. Allzeit recht gemacht hat es hingegen dem Vorstand des Kleingärtner-und Siedlungsverein Blockland die 86jährige Wilma, die jetzt für 65jährige Mitgliedschaft zur Laubenpieperin ehrenhalber ernannt wurde: Um morgens den nassen Rasen mit der Schere taufrisch auf Skinfrisuren-Länge schneiden zu können, läßt sie sich nach eigenem Geständnis in der anderen Heimatzeitung dieser Stadt täglich um fünf Uhr vom Radiowecker aus dem Schlaf reißen. Wer schenkt ihr ein wenig Pusteblumensamen?

Täglich tobt die “battle of the sexes“ in Familien, Lebensgemeinschaften, Gaststätten und Altersheimen — in der Nacht auf den morgigen Samstag aber werden Martina Navratilova und Jimmy Connors die Sache ein für allemal mit dem Tennisschläger entscheiden. Willig werde ich mich der Entscheidung fügen, die da im Las Vegas Club Caesar's Palace ausgefochten wird. Zu befürchten ist allerdings, daß jeder dieser Schlachten ein Re-Match folgt.. Fast wie im richtigen Leben...

Ulrich Reineking-Drügemöller.

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