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TIPS FÜR DIE MOSKAUFAHRT

■ Alles Wissenswerte über Visa, Nepp, Rubel und Sprache

Alles Wissenswerte über Visa, Nepp, Rubel und Sprache

VONDONATARIEDEL

Kaum je wird man vor einer Reise so gewarnt wie vor der nach Moskau. Dort herrsche das Chaos und ansonsten nur die Mafia, so die wohlmeinenden Warnungen allzu eifriger Spiegel-LeserInnen. Das stimmt insoweit, als die alten kommunistischen Institutionen im Wanken begriffen sind, neue weitgehend fehlen. Nur: auch wenn viele Menschen weniger verdienen als das Existenzminimum und gerade RentnerInnen im Winter berechtigte Angst vor Hunger haben, so ist Moskau bei weitem keine Dritte-Welt-Stadt. Es funktionieren die Müllabfuhr, die Straßenreinigung und die öffentlichen Verkehrsmittel.

Die Gefahr für TouristInnen, auf offener Straße ausgeraubt zu werden, ist in der russischen 12-Millionen-Einwohner-Metropole weitaus geringer als in New York oder Neapel. Die größte Gefahr in Moskau ist wohl die, beim Überqueren einer Straße überfahren zu werden: Die Autofahrer geben noch extra Gas.

Es empfiehlt sich allerdings nicht, mit dem eigenen Auto nach Moskau zu reisen. Die Wahrscheinlichkeit, daß es aufgebrochen und/oder gestohlen wird, ist ziemlich hoch. Am bequemsten kommen Sie mit dem Flugzeug hin (um die 700 Mark) oder mit der Bahn (einschließlich Platz- und Liegewagenkarten auch nicht viel billiger). Am besten buchen Sie ein Hotel schon von Deutschland aus (s. taz-Anzeigen der Rußland-Reiseveranstalter), weil Sie spontan in Moskau kaum eine bezahlbare Unterkunft finden werden.

Nach wie vor brauchen EG-BürgerInnen ein Visum für die Einreise und müssen sich in Moskau in ihrem Wohnbezirk polizeilich anmelden. Und obwohl die russische Regierung mit der Bundesregierung vereinbart hat, daß Deutsche ein Visum für ganz Rußland erhalten, wird es in der Regel nur für das entsprechende Gebiet ausgegeben. Allerdings kann man von Moskau aus die 40-Kilometer- Zone verlassen, ohne kontrolliert zu werden.

Von Moskau aus kann man weiter in andere Ex-Sowjetrepubliken reisen. Die entsprechenden Visa gibt's bei den jeweiligen Botschaften in Moskau. Am besten erkundigt man sich aber vor einer Reise bei der deutschen Botschaft in Moskau nach den aktuellsten Visabestimmungen. Die Schwierigkeit, spontan ein akzeptables und bezahlbares Hotel zu finden, besteht übrigens überall in der ehemaligen UdSSR. Am günstigsten ist es daher, wenn der deutsche Reiseveranstalter eine Partnerorganisation in Moskau hat, die in anderen GUS-Städten Unterkünfte vermitteln kann.

Zu kaufen gibt es in Moskau so ziemlich alles (Ausnahmen: Kondome, andere Verhütungsmittel und Tampons). Die Preise sind, gemessen an den Einkommen, exorbitant — so als müßten wir 80 Mark für ein Kilo Äpfel bezahlen. Für Westeuropäer mit Deviseneinkommen jedoch sind die Preise wegen der völlig absurden Umtauschkurse lächerlich niedrig. Ein Drei-Gänge-Menü vom Feinsten einschließlich Getränken kostet in Rubelrestaurants umgerechnet 20 bis 30 Mark pro Person (was mehr ist als das Monatsgehalt eines Uni-Professors). In den Restaurants trifft man vorwiegend Westler und neureiche Bisinesmeny.

Kaum ein Händler versucht WesttouristInnen zu neppen. Nur wer überall in Dollar oder D-Mark bezahlen will, muß mit einem kleinen Aufschlag rechnen. In Rubel zahlen aber auch Ausländer nicht mehr als die Einheimischen.

Obwohl der Rubel beständig an Kaufkraft verliert, ist er nach wie vor das übliche Zahlungsmittel. Ob Sie Ihre Devisen schwarz oder offiziell tauschen, macht heute kaum einen Unterschied in den Umtauschkursen. Am leichtesten lassen sich Dollar einrubeln. Gerade heute, bei niedrigem Dollarstand, empfiehlt es sich, zu Hause das Geld für die Reise in Dollar zu tauschen und für diese dann Rubel zu kaufen. Denn trotz des Sturzes an den internationalen Devisenbörsen ist der US-Dollar in Moskau gegenüber dem Rubel weiter gestiegen.

Russisch ist zwar keine ganz einfache Sprache; es empfiehlt sich aber, die kyrillischen Buchstaben zu lernen. Die Straßenschilder und die Wegweiser in der Metro sind ausschließlich russisch beschriftet.

Empfehlenswerte Literatur: „Geo-Spezial Rußland“, April 1992: beschreibt das aktuelle Leben in Rußland, Politik und Wirtschaft.

„dtv-Merian Reiseführer Moskau“, München 1990: Sehenswürdigkeiten, Geschichte, Kunst und Kultur.

Karl Schlögel, „Moskau lesen“, Siedler Verlag, Berlin 1984: Lesegeschichten über die Stadt und ihre Historie.

„Rußland verstehen“, Kursbuch 103, Rowohlt Berlin, März 1991.

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