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Deutscher Umwelttag

■ betr.: "Umwelttag ohne Umweltjünger", taz vom 21.9.92

betr.: „Umwelttag ohne Umweltjünger“, Kommentar von Herman-Josef Tenhagen,

taz vom 21.9.92

Als ich kürzlich eine DUT-Programmübersicht „Auf einen Blick“ in die Finger bekam, hat's mir dermaßen die Schuhe ausgezogen... Das ist ein Panoptikum geradezu ökofaschistischer Klischees und zeugt davon, wie wenig der „etablierte“ Teil der Umweltbewegung noch mit ökologischer Politik am Hut hat. Obwohl das Forum II den Titel „Weltklima und Weltwirtschaft“ trägt, befaßt sich keine der in der Übersicht angekündigten Veranstaltungen mit dem Zusammenhang zwischen den Strukturen dieser Weltwirtschaft und ökologischer Zerstörung. Statt dessen wird brav UNCED-Nachlese betrieben — vielleicht eine Gelegenheit für Weinzierl, wieder mal sein Bonmot „die UNCED ist der Startschuß für die Rettung der Erde“ — was ham wir gelacht — zum Besten zu geben. Aber das ist noch das Harmloseste. An konkreten Themen für Forum II war angekündigt: „Intensive Nutztierhaltung — Exportschlager für die Entwicklungsländer?“, „Neue Organisationsformen und Instrumente der Staatengemeinschaft“ (da drängt sich sofort das Stichwort „Grünhelme“ auf), „Nach Rio: Globale Apartheid oder Partnerschaft?“, und der Hammer: „Bevölkerungswachstum und Umweltkrise.“

Das jeder rationalen Grundlage entbehrende Postulat eines Zusammenhangs zwischen der Zahl der Menschen und der Umweltkrise darf also wieder mal nicht fehlen, dafür werden die tatsächlichen Ursachen der Umweltkrise, die zum Beispiel etwas mit Ausbeutung, Verschuldung, globaler Verteilung, menschenverachtender Konzerpolitik zu tun haben, schön unter den Teppich gekehrt. Ob der Weltbank-Vizepräsident Summers auch eingeladen war, der meint, Giftmüll sollte dort entsorgt werden, wo die Löhne am niedrigsten sind? Er hätte gut uns Forum IV „Wege zur ökosozialen Marktwirtschaft“ (daß den Machern nicht mal eine klitzekleine Kapitalismuskritik in den Kram paßt, dürfte mittlerweile klar sein) gepaßt, vielleicht zu „Umgang mit den Risiken des Stoffumsatzes in der Industriegesellschaft? [...]

Hier tritt ein Ökologieverständnis à la Hubert Gruhl zutage — mir wird kotzübel. Wenn die Basis es abgelehnt hat, diese systemerhaltende Farce mitzumachen, dann läßt das noch einen Rest von Hoffnung. [...] Toni Menninger, Würzburg

Ich wäre ja liebend gern hin. Auf den Termin wurde ich bereits am 9. November letzten Jahres bei der Bundeshauptversammlung des VCD im Frankfurter Palmengarten aufmerksam. Dort lagen Info- Mappen zum 2. DUT aus. Doch leider kann man nicht überall sein. Ein Sonntag zu Hause ist auch nicht schlecht. Sicher, es fehlte der gewisse Anstoß, um doch hinzufahren. Der Vergleich mit den Evangelischen Kirchentagen hinkt dennoch sehr. Rolf-Peter Schuler, Eisenheim

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