: Heißer Tip vom Fiskus
■ Bühnenkrimi der Hamburger Autorin Susanne Thommes uraufgeführt
Ein toter Erotikschriftsteller und das Rätsel um seinen Mörder stehen im Zentrum des Bühnenthrillers Haus Ofelia, der am Wochenende im Theater an der Marschnerstraße uraufgeführt wurde. Das Stück stammt aus der Feder der Hamburger Autorin Susanne Thommes, die mit Krimis wie Totensonntag und Kronzeugen zu einiger Bekanntheit gelangte. Für ihren Bühnenerstling Vor Morgengrauen erhielt sie 1991 gar einen Dramatikerpreis. Dennoch ist Haus Ofelia ihr erstes Stück, das in Szene gesetzt worden ist.
Allerdings nur für drei Aufführungen, und für das überwiegend bejahrte Abonnements-Publikum an der Marschnerstraße. Wie es dahin geraten ist? Über das Finanzamt: Dem nämlich habe sie, sagt Susanne Thommes, zusammen mit der Steuererklärung auch ihre Neu-Erscheinungen und Manuskripte einreichen müssen, und da habe eine Sachbearbeiterin das Stück sozusagen „entdeckt“. Die Finanzbeamtin war einst Mitglied der „Deutschen Schauspiel-Vereinigung“ (DSV) und habe so Haus Ofelia an das DSV- Haus in der Marschnerstraße weitervermittelt.
Des Thrillers Handlung spielt im düsteren Museum namens „Haus Ofelia“, dem zur Gedenkstätte umfunktionierten Arbeitszimmer des ermordeten Schriftstellers Dominik Oltmann. Witwe (Marion Seemann) und Tochter (Hannelore Froh) leben nicht schlecht von der Sensationsgier der Besucher. Nun will ein Journalist (Harry Engelhardt) Licht ins Dunkel bringen. Aber ein Museum ist für Wiederbelebungsversuche nicht geschaffen. Entweihungen stehen bevor.
Morbide-krüde die Umstände des Kriminalstücks, aber arg, arg konventionell die Inszenierung unter der Regie von Marion Sommerkamp und Carmen Schneider. Die Schauspieler wagen sich kaum einen Millimeter von der Textvorlage weg, und die dankt es ihnen nicht. Ihr fehlt es einfach am theatralischen Pfiff. Der Krimi wird allein vom Text erzählt, da haben alle anderen theatralischen Mittel das Nachsehen. Aber ein Sprachkrimi ist es dann auch wieder nicht. Die Darsteller müssen lange Monologe zum akademischen Hintergrundwissen ihrer Figuren von sich geben, oder über Dichtung und Wahrheit räsonnieren, als ob sie über lästige Nachbarn klagten. Kein bißchen Sprachwitz eilt ihnen zu Hilfe. Dabei läge das gerade in diesem Krimi- Kontext nahe. Immerhin führt die
Spur des Verbrechens buchstäblich mitten hinein ins Dilemma von Wahrheit und Dichtung...
Doch in Thommes' Stück bleibt das Milieu der Literaturtäter sprachlich eindimensional - ein Berufszweig wie alle anderen auch. Mit dem Ergebnis auf der Bühne ist die Autorin dennoch zufrieden. „Da konnte ich erst sehen, ob's überhaupt ein Stück ist“, sagt sie. Jetzt könne sie sich auch vorstellen, daß Haus Ofelia ins Plattdeutsche übertragen im Ohnsorg-Theater gespielt werde. Heidi Kabel als Witwe Oltmann? Dorothea Schüler
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