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Millionen für Vulkan

■ Werft schmeißt Jugendkutterwerk raus

Auf dem Gelände des Bremer Vulkan bahnt sich ein Skandal an: 1988 wurde dort dem Jugendkutterwerk mit Unterstützung des Wirtschafts-und des Arbeitssenators eine Halle gebaut und seitdem immer wieder modernisiert. Der Vulkan hat sogar Miete kassiert für eine Halle, für die er keinen Pfennig bezahlt hat. Im Sommer des letzten Jahres hat die Bremer Großwerft dem geförderten Ausbildungsprojekt mitgeteilt, daß der Mietvertrag nicht verlängert wird. Zum 31.3 des nächsten Jahres muß der Betrieb ausziehen. Und dann übernimmt der Vulkan die mit Steuergeldern gebaute Halle ganz.

Das Jugendkutterwerk und die AuCoop bauen oder modernisieren dort Schiffe und sind damit in Bremen Nord einer der wenigen Ausbildungs-und Umschulungsträger. Für den Betrieb wäre das der zweite Umzug. 1988 mußten sie eine Halle auf dem Gelände der ehemaligen Stephaniwerft schnellstens räumen. Der Besitzer Kellogs hatte erklärt, daß er die Fläche dringend für die eigene Expansion benötige. „Unaufschiebbare Baumaßnahmen“ seien dort vorzunehmen, hatte es in einem Papier des Arbeitssenators zum Umzug geheißen. Dort würden „Investitionsmaßnahmen im Umfang von rund 10 Millionen Mark“ getätigt. Ein unschlagbares Argument, also mußten JKW und AuCoop weichen. Wer jetzt am ehemaligen Porduktionsgelände vorbeifährt, reibt sich die Augen: Obwohl der Umzug damals so dringend war, steht die Halle immer noch, ungenutzt und mit eingeschlagenen Fensterscheiben.

Ein Ausweichquartier war schnell gefunden. Am Rande des Vulkan-Geländes stand ein Holzlagerschuppen: Kein befestigter Boden, vier Träger und ein Dach. Über 1,6 Millionen Mark steckte das Wirtschaftsressort in die erste Ausbaustufe eine weitere gute halbe Million steuerte das Arbeitsressort an Investitionszuschüssen bei. Dabei ist eine moderne Produktions-und Ausbildungsstätte für die rund 60 Beschäftigten entstanden, für den der Vulkan auch noch saftige Mieten kassierte. 6.400 Mark ohne Nebenkosten bezahlten JKW und AuCoop jeden Monat. Und bis 1991 legte der Arbeitssenator dem Vermieter Vulkan noch was drauf. Noch unter Arbeitssenator Kunick waren jährliche Mietzuschüsse von knapp 30.000 Mark vereinbart worden. Und die sind auch brav bezahlt worden.

Warum der Vulkan gekündigt hat, dazu gab es bislang keine offiziellen Stellungnahmen. Auch der Versuch, mit Unterstützung von Klaus Wedemeier die Kündigung rückgängig zu machen, ist bislang fehlgeschlagen. Der Bürgermeister hat zwar schon im September letzten Jahres an den Vulkan- Chef Friedrich Hennemann geschrieben. Doch seitdem hat sich nichts wieder getan.

So sehen sich JKW und AuCoop gezwungen, nach anderen Hallen umzuschauen.

J.G.

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