: Mosambik zittert
■ Der für heute geplante Waffenstillstand steht auf der Kippe
Johannesburg (taz) — Wird heute ein Waffenstillstand zur Beendigung des Bürgerkrieges in Mosambik unterzeichnet? Gestern abend schien es, als würde die Unterzeichnungszeremonie in Rom doch stattfinden, nachdem zuvor der Führer der konservativen Rebellengruppe Renamo, Alfonso Dhlakama, den schon vor Wochen mit der mosambikanischen Regierung abgemachten Termin überraschend abgesagt hatte. Aber intensiver Druck, unter anderem von den Regierungen von Italien, Südafrika und Simbabwe, soll Dhlakama nun doch zur Abreise nach Rom bewegt haben.
Ein Waffenstillstandsabkommen für das seit 16 Jahren vom Bürgerkrieg fast vollkommen zerstörte Land ist für Millionen von Mosambikanern von existentieller Bedeutung. Der Krieg hat Hunderttausende das Leben gekostet und Millionen aus ihren Heimatgebieten vertrieben. Die Situation ist in diesem Jahr besonders kritisch, da die schwerste Dürre in diesem Jahrhundert eine Hungerkrise ausgelöst hat. Nur nach einem Abkommen können Menschen, die in umkämpften Gebieten leben, mit Lebensmittelhilfe rechnen. „Wir riskieren ein zweites Somalia“, warnt ein westlicher Diplomat.
Dhlakama hatte am Dienstag behauptet, daß wichtige Teile des Friedensabkommens mit der Regierung noch nicht ausreichend schriftlich formuliert worden seien. Er wolle kein unvollständiges Dokument unterzeichnen, sagte der Rebellenführer. Die italienische Regierung, die in den zweijährigen Friedensverhandlungen vermittelt hatte, behauptete hingegen, das Abkommen sei unterschriftsreif.
Die zuvor ausgesandten Einladungen Italiens an eine Reihe von Staatschefs aus dem südlichen Afrika zur Unterzeichnungszeremonie in Rom mußten gestern wieder rückgängig gemacht werden. Simbabwes Präsident Robert Mugabe, der wiederholt in die Verhandlungen interveniert hatte, befand sich allerdings schon in Rom, wie auch Mosambiks Präsident Joaquim Chissano.
Chissano und Dhlakama hatten sich am 7. August in Rom erstmals persönlich getroffen und bei einem zweiten Treffen am 17. September in Botswana endgültig den 1. Oktober als Stichtag für den Waffenstillstand festgelegt. Beobachter hatten jedoch wiederholt betont, daß der Krieg das stärkste Druckmittel von Renamo ist. Die Organisation hat so gut wie keine zivilen Strukturen in Mosambik und nur ein dürftiges politisches Programm. Deshalb warnten viele, daß eine Aufgabe des Krieges den Rebellen schwerfallen würde. Zudem ist die Rede von Spannungen zwischen Dhlakama und Leitern der Renamo-Einheiten, die nach wie vor auf einen militärischen Sieg setzen. Hans Brandt
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