: China und Südkorea: „Neue Ära im Pazifik“
■ Roh-Besuch endet mit Abkommen und Freundschaftsbekundungen
Seoul/Peking/ (AP/dpa/taz) — Als der südkoreanische Präsident Roh Tae Woo gestern aus Peking in seine Heimat zurückkehrte, war er sichtlich zufrieden. China und Korea seien nun Partner geworden, um für den Pazifikraum eine neue Ära einzuleiten, sagte er. Vor seiner Abreise hatten Roh und sein chinesischer Amtskollege Yang Shangkun eine Vereinbarung über bilateralen Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnet.
Allerdings konnte Roh seinen Gastgebern offensichtlich keine konkrete Zusage dafür entlocken, auf ihre Verbündeten Nordkorea hinsichtlich der ungelösten Nuklearfrage einzuwirken. Yang Shankun hatte sich vielmehr explizit gegen einen „internationalen Druck“ auf Pjöngjang gewandt. So spricht das gemeinsame Abschlußkommunique auch nur allgemein von der Wichtigkeit des Abbaus der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Langfristig werde eine Entmilitarisierung beziehungsweise die Errichtung einer atomwaffenfreien Zone angestrebt. Dennoch zeigte sich Roh zuversichtlich, daß China eine Vermittlerrolle zwischen dem Norden und dem Süden übernehmen könne, auch wenn es an seiner bisherigen Position festhalte, nach der innerkoreanische Fragen von den beiden Staaten selbst geregelt werden sollen.
Die unterzeichneten Abkommen sichern den Ausbau der Handelsbeziehungen und schaffen Garantien für südkoreanische Investitionen in China. Beide Länder verständigten sich auf eine Zusammenarbeit bei Wissenschaft und Technologie, die gemeinsame Forschung auf Feldern wie Atomenergie, Elektronik, Lasertechnologie, Raumfahrt, Telekommunikation und Biotechnologie umfaßt.
Am Rande des Roh-Besuchs wurde eine Vereinbarung über das bisher größte Handelsgeschäft im Wert von rund 200 Millionen US- Dollar zwischen China und Südkorea unterzeichnet. Der südkoreanische Handelskonzern Samsung Co. Ltd. wird danach mit deutscher und japanischer Beteiligung und südkoreanischer Finanzierung in der nordostchinesischen Provinz Jilin eine Äthylen-Fabrik bauen.
Der viertägige Besuch Rohs in Peking erfolgte nur einen Monat nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen am 24. August, die der Feindschaft vierzig Jahre nach dem Koreakrieg, in dem chinesische Truppen auf seiten Nordkoreas gekämpft hatten, auch offiziell ein Ende setzte.
Während das Handelsvolumen im vergangenen Jahr bereits 5,8 Milliarden US-Dollar betrug, waren die bilateralen Geschäfte seit der offiziellen Normalisierung noch einmal sprunghaft angestiegen. Sie werden nach Aussage Rohs in diesem Jahr voraussichtlich schon zehn Milliarden US- Dollar erreichen. Auch sei ein rasanter Anstieg der südkoreanischen Investitionen in China zu verzeichnen. Fast 300 südkoreanische Firmen hätten inzwischen in China investiert, das Kapital betrage rund 250 Millionen US-Dollar. li
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