: Senat will lauschen
■ Aller Kritik zum Trotz: Gesetz über Verfassungsschutz soll verschärft werden
Berlin. Der Senat setzt bei der Bekämpfung des politischen Extremismus auf den großen Lauschangriff. Eine entsprechende Regelung soll in der zur Zeit diskutierten Neufassung des Verfassungsschutzgesetzes aufgenommen werden. In einer Vorlage begründet die Innenverwaltung dieses Begehren mit der jüngsten politischen Entwicklung, besonders der »Eskalation der Gewalt in der rechtsextremistisch gefärbten Jugendszene« sowie des »linksextremistischen Terrorismus« und den »bekanntgewordenen tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Links- und Rechtsextremisten«. Dabei will der Senat den Einsatz der nachrichtendienstlichen Mittel nicht auf die Abwehr einer »gegenwärtigen« Gefahr beschränkt wissen, sondern im Vorfeld anwenden, da sonst keine Möglichkeit bestehe, »die Verabredung beispielsweise zu einer folgenschweren Gewaltaktion« zu ermitteln.
Mit diesen Forderungen geht der Senat über den Entwurf zum VS-Gesetz hinaus, den die beiden Regierungsparteien bereits ins Abgeordnetenhaus eingebracht haben. Dieser Entwurf war in den letzten Wochen auf heftige Kritik der Opposition und des Datenschutzbeauftragten gestoßen.
Der Senat will dem Verfassungsschutz nun darüber hinaus die Möglichkeiten geben, Erkenntnisse über ehemalige Stasi-Mitarbeiter zu sammeln und sogar an die Strafverfolgungsbehörden weiterzugeben, nicht nur wenn diese den Staat gefährden, sondern auch wenn diese »das Bestreben« haben, »auf Entscheidungsträger der freien Wirtschaft Einfluß zu nehmen«. Die SPD-Fraktion hat gestern ihre Bereitschaft signalisiert, die Erweiterung mitzutragen. dr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen