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Verdächtige wegen Kurdenmord in Haft

■ Haftbefehl gegen zwei Libanesen erlassen/ Neue Spekulationen um Attentats-Hintergründe

Berlin (taz) — Knapp drei Wochen nach dem Massaker in dem Berliner Restaurant „Mykonos“ hat die Polizei jetzt zwei Libanesen verhaftet. Die beiden werden beschuldigt, zusammen mit einem weiteren Täter den Generalsekretär der Demokratischen Partei Kurdistans im Iran Sadik Scherefkendi, den Europavertreter Fatah Abduli und den DPKI- Deutschlandchef Homajun Ardalan sowie den iranischen Oppositionspolitiker Nuri Dehkurdi durch insgesamt 24 Schüsse getötet zu haben. Der Wirt der Gaststätte wurde lebensgefährlich verletzt. Wie die Bundesanwaltschaft gestern mitteilte, wurden der 25jährige Abbas Rhayel und sein 24jähriger Landsmann Youssuf Amin bereits am Sonntag in Rheine/Westfalen vorläufig festgenommen.

Der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof erließ am Montag abend Haftbefehl gegen die beiden Männer. Rhayel wird vorgeworfen, am Abend des 17. September kurz vor 23.00 Uhr im Hinterzimmer des Restaurants „Mykonos“ im Berliner Stadtteil Wilmersdorf mit einer Pistole der spanischen Marke „Llama“ auf acht kurdische und iranische Oppositionelle geschossen zu haben. Der zweite Beschuldigte soll im Eingangsbereich der Gaststätte Schmiere gestanden haben. Nach einem dritten Täter, der mit einer Maschinenpistole der Marke IMI, einem Nachbau der israelischen Uzi, bewaffnet war, wird noch gefahndet. Nach Zeugenaussagen war Scherefkendi mit der Pistole gezielt ermordet worden. Zu dem Treffen hatte die Parteispitze der DPKI andere iranische Oppositionsgruppen kurzfristig eingeladen.

An der am 22. September in einer Nebenstraße unter einem abgestellten Fahrzeug in einer Sporttasche gefundenen Tatwaffe „Llama“ befand sich nach Darstellung der Bundesanwaltschaft ein Handflächenabdruck von Abbas Rhayel. Beide Beschuldigten hatten sich den Angaben zufolge um falsche Personalpapiere bemüht, die zur Flucht aus Deutschland dienen sollten. Die Bundesanwaltschaft ließ gestern offen, ob die beiden dabei auffielen. Am Festnahmeort wurde ein Ausweis vorgefunden, der mit dem Lichtbild Rhayels verfälscht war. Die beiden seien im Besitz von 15.000 Mark Bargeld gewesen.

Die Umstände der Festnahme sowie die präsentierten Verdächtigen lassen zunächst etliche Fragen offen. Zwar geht die Bundesanwaltschaft davon aus, daß die jetzt Verhafteten das Attentat im Auftrag einer Organisation begangen haben — über die Hintermänner wollten sich die Ermittler jedoch nicht äußern. Beide bislang diskutierten Vermutungen, nach denen als Auftraggeber entweder der iranische Geheimdienst oder die Kurdische Abeiterpartei (PKK) in Frage kämen, passen kaum zu den Verhafteten. Ein Killerkommando würde sich wahrscheinlich nicht noch wochenlang nach der Tat in Deutschland aufhalten und sich erst nach dem Attentat um falsche Pässe bemühen. Andererseits könnte der iranische Geheimdienst aus früheren Attentaten, bei denen den Mördern Verbindungen zu offiziellen iranischen Stellen nachgewiesen werden konnten, die Konsequenz gezogen haben und bei Morden keine eigenen Leute mehr einsetzen. Bei dem tödlichen Anschlag auf den Vorgänger des jetzt ermordeten Parteichefs Abdullah Gassemluh in Wien führte die Spur direkt in die diplomatische Vertretung des Iran. Jürgen Gottschlich

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