Die speziellen Bedürfnisse

■ Baseball: Nach dem Knights-Abstieg komplettieren Skeezicks Bundesliga

: Nach dem Knights-Abstieg komplettieren Skeezicks Bundesliga

Baseballkappen, -jacken, etc. und auch Baseballschläger gehören schon seit einigen Jahren — nicht erst seitdem es leider unter Kids als „schick" gilt, sich gegenseitig krankenhausreif zu schlagen — in das Erscheinungsbild der Großstadt. Der Sport als solcher birgt aber für den nicht involvierten Beobachter so manches Geheimnis. Verständlich. Das umfängliche Regelwerk der amerikanischen Sportart Nummer Eins sind tatsächlich nicht leicht zu durchschauen. Wie man Sportarten wie diese transparenter macht, zeigte das Engagement der Footballer, die ihre Spiele für den Laien über Lautsprecher kommentieren lassen.

In der Baseball-Bundesliga wird das ebenfalls praktiziert. Vorreiter hier waren die St.Pauli Knights, die ihre Punktspiele im Stadion am Millerntor austragen. Die sind allerdings in der gerade beendeten Saison abgestiegen.

Ihren Platz nehmen dafür die ETV-Skeezicks ein, die in der zweiten Liga einen fulminanten Durchmarsch hinlegten. Die letzte Niederlage ist datiert am 6.4.91. Die Skeezicks haben, genau wie alle anderen Vertreter der Sportarten aus der neuen Welt, so ihre leidlichen Probleme. Sportstätten sind grundsätzlich auf den klassischen deutschen Sport, Fußball, ausgelegt. Trainingszeiten kollidieren immer wieder mit eben jenen Bolzern, die zahlenmäßig noch immer weit überlegen sind.

Doch das Interesse am Bälle schlagen und fangen steigt ständig. Die ETVer können stolz auf einen Zuschauerschnitt von fast 300 verweisen, im Spitzenspiel gegen Berlin kamen sogar über 400 Schaulustige auf die alte ETV-Anlage an der Bundesstraße.

Dieser Boom bleibt den Verantwortlichen in den Vereinen natürlich nicht verborgen. Im Eimsbütteler Sport Verein hat man nun beschlossen den Platz hinter der großen Halle den Baseballern zur Verfügung zu stellen. In einigen Monaten soll der dortige Grand-Fußballplatz auf die Bedürfnisse der amerikanophilen Klientel umgebaut werden.

Doch auch in anderen Bereichen will man bei den Skeezicks professioneller werden. In der letzten Serie mußten die Spieler nicht nur Enthusiasmus, sondern auch das Geld für die Auswärtsfahrten selbst aufbringen. Das besorgen in Zukunft Sponsoren, denn neben den Reisen schlagen auch die Materialkosten nicht unerheblich zu Buche. Neue Spieler sollen allerdings nicht verpflichtet werden, denn das Team ist, laut Manager Andre Hansen, doch homogen genug, um in der nur acht Teams umfassenden Bundesliga zu bestehen. Zwar waren einige Spieler des Absteigers vom Kiez-Club im Gespräch, aber die haben sich das noch einmal anders überlegt. Der bisherige Erfolgstrainer hingegen, der Amerikaner John Sable, wird die erste Saison im Baseball-Himmel wohl nicht mehr erleben. Persönliche und auch sportliche Probleme verhinderten eine weitere Zusammenarbeit.

Man darf äußerst gespannt sein, wie das vierte Hamburger Baseballteam in der Bundesliga, die erst Anfang April startet, abschneidet. Andre Hansen: „Wir freuen uns vor allem auf die vielen Lokalderbies. Bis dahin haben wir einen bundesligagerechten Rahmen für unsere Matches geschaffen", soll heißen, es werden auch dort die Spiele über eine Beschallungsanlage kommentiert, Freßbuden und Souvenirstände installiert. Über ein halbes Jahr haben also diejenigen Ahnungslosen, die sich bislang lediglich mit den modischen Accessoirs geschmückt haben, noch Zeit, ihre Kenntnisse aufzubessern. Oder wer weiß schon was „stealing", „shortstop" oder „strike" bedeutet.

Andreas Hoffmann