■ Genetische Informationen auf Autogrammkarten: Madonnas Desoxyribonukleinsäure
San Rafael (dpa/taz) — Drei Biochemiker in Kalifornien planen ein Projekt, das die Herzen der Sammler von Autogrammkarten berühmter Zeitgenossen höherschlagen läßt. Wenn es nach ihrem Willen geht, werden sich Fans von Madonna bald nicht mehr mit einem schnöden Foto samt Unterschrift begnügen müssen. Sie erhalten ein Andenken, wie es persönlicher nicht sein könnte: ein Bild mit einer winzigen Spur von DNS, der Desoxyribonukleinsäure, aus einer Körperzelle der Rockröhre.
Gewinnen ließe sie sich etwa aus einem Stück Haut, einem Haar oder einem Zehnagel — vorausgesetzt natürlich, der Star spielt mit. Nach Ansicht der Wissenschaftler Kary Mullis aus La Jolla und Ron Cook aus San Rafael — ihr dritter Partner möchte noch anonym bleiben — gibt es keine Möglichkeit, einem angebeteten Star näher zu kommen als durch den Besitz von DNS, dem Träger der genetischen Informationen in den Zellen, der ähnlich wie Fingerabdrücke bei jedem Menschen verschieden ist.
Die drei Biochemiker räumen ein, daß ihre Idee auf den ersten Blick verrückt erscheint. Tatsächlich geht es ihnen, eigenen Angaben zufolge, auch ein bißchen darum, „etwas Spaß mit der DNS zu haben“, mit der sie sich lange Jahre beruflich und überaus seriös in Forschungslabors beschäftigt haben.
Mullis, „Vater“ des Autogrammkarten-Projekts und Chef des Unternehmens „Stargene“ in La Jolla, gilt sogar als ein Favorit bei der Verleihung der diesjährigen Nobelpreise. Der Südkalifornier entdeckte 1983 ein Verfahren, DNS-Stränge aus den Zellen herauszufiltern und milliardenfach zu vergrößern — eine Methode, die seitdem weltweit in der Medizin, Kriminalistik und Forschung angewendet wird. Entsprechend will Mullis nun die DNS-Ketten von Berühmtheiten entschlüsseln und auf die Karten drucken. Allerdings gibt es noch erhebliche Zweifel, ob die Stars ihre Zustimmung geben — sofern sie noch am Leben sind. Mullis und seine Partner denken auch an aus Knochenüberresten gewonnene DNS-Andenken von Abraham Lincoln oder Albert Einstein.
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