Umzug der Asylstelle noch zu stoppen?

■ Flüchtlingsinitiativen fordern »ernsthafte Prüfung« des Alternativstandorts Pfefferberg/ Kundgebung am Sonntag

Berlin. Als »politische Brandstiftung des Senats« hat gestern die Mitarbeiterin der Kontaktstelle für außereuropäische Flüchtlinge, Renate Wilson, die zum 26. Oktober geplante Verlagerung der Asylstelle nach Hohenschönhausen bezeichnet. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mehrerer Flüchtlingsinitiativen wurde Innensenator Heckelmann (CDU) erneut aufgefordert, das Vorhaben »sofort zu stoppen« und den Alternativstandort Pfefferberg im Bezirk Prenzlauer Berg »einer ernsthaften Prüfung« zu unterziehen. Einzig die Vertreterin der Bürgerinitiative Ausländische MitbürgerInnen Hohenschönhausen, Kerstin Wilsch, ging davon aus, daß die Verlagerung der Asylstelle nach Hohenschönhausen wohl nicht mehr zu verhindern sei. Sie kündigte an, daß die Bürgerinitiative zusammen mit »besorgten BürgerInnen« aus ganz Berlin ab dem 26. Oktober zunächst rund um die Uhr in der Hohenschönhausener Ferdinand-Schultze-Straße die »Erstversorgung« der dort wartenden Flüchtlinge übernehmen werde.

Bei einem Gespräch mit einem Vertreter der Innenverwaltung Mitte dieser Woche habe die BI diesem einen Fünf-Punkte-Forderungskatalog unterbreitet, berichtete Wilsch weiter: Eine Erstversorgung der Flüchtlinge in geheizten Räumen müsse genauso gewährleistet werden wie die Aufstellung von Sanitäranlagen. Ferner müßten Hinweisschilder am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost aufgestellt und am Bahnhof Zoo Lageskizzen verteilt werden. Bei dem Gespräch habe sich gezeigt, daß die Innenverwaltung an viele Details überhaupt noch nicht gedacht habe.

Damit, daß die Bürgerinitiative in den ersten Tagen die Erstversorgung übernehmen werde, solle der Senat aber keinesfalls von seiner Verantwortung entbunden werden. Um den Forderungskatalog zu bekräftigen, rief Wilsch für Sonntag um 17 Uhr zu einer Kundgebung in der Ferdinand-Schultze- Straße auf. Am Sonntag, 25. Oktober, einen Tag vor der Eröffnung der Asylstelle, sei dort eine Großkundgebung geplant.

Mit ihrer Ankündigung, die Erstversorgung zu übernehmen, erntete Kerstin Wilsch jedoch bei den übrigen Teilnehmern der Pressekonferenz heftigen Widerspruch. Die Gefahren des Standorts Hohenschönhausen könnten unmöglich von den Flüchtlingsinitiativen durch soziale Maßnahmen abgefedert werden, hieß es. Georg Classen von der Beratungsstelle außereuropäischer Flüchtlinge wies darauf hin, daß man schon jetzt mit den aus den neuen Bundesländern nach Berlin kommenden Flüchtlingen und den Nachtwachen vor bedrohten Heimen in Brandenburg mehr als genug zu tun habe. Weil die Flüchtlinge in Hohenschönhausen einem »Spießrutenlauf« ausgesetzt seien, so die Forderung, müsse der Senat dafür Sorge tragen, daß die Asylstelle in den vergleichsweise sichereren Pfefferberg in Prenzlauer Berg verlegt werden. Zeit und Geld dürften dabei keine Rolle spielen. plu