Mittelständische Lebenskrisen

■ Stray-Theatre zeigt Musical-Revue closer than ever im Musiktheater Reeperbahn

zeigt Musical-Revue Closer than ever im Musiktheater Reeperbahn

Lebenshilfe einmal unterhaltsam zu verpacken, versuchte die Hamburger Musiktheater-Gruppe Stray- Theatre mit der Musical-Revue Closer than ever von David Shire und Richard Maltby Junior, die am Donnerstag im Musiktheater Reeperbahn seine Hamburger Erstaufführung erlebte.

Die englischsprachigen Darstellerinnen und Darsteller des Ensembles von Steven Ray führen mittelständisch-menschliche Lebenskrisen vor. Pro Song eine Krise: so entsteht eine Musical-Revue. Leisa Mather, Anne Wood, Theresa Pitt, Simon Marlow und Steve Ray singen mal schnoddrig und frech, mal grübelnd und gefühlvoll. Nachdenkliche Töne gibt es dabei am Anfang, und leider auch am Ende vom Lied über die Höhen und Tiefen des Daseins. Wenn sie besungen, beklagt und zu guter Letzt willkommengeheißen werden, wird es besinnlich - und einschläfernd. Inhaltlich wie musikalisch.

Dann sind da noch die Songs der höchst unterschiedlichen Frauen: die Geschiedene gesteht sich die Einsamkeit nicht ein, die Sekretärin ist ein heimlicher „Sex-Vulkan“, die Wissenschaftlerin will Emanzipation aus dem Tierreich lernen... bei solchen Klischees amüsiert immerhin die Perfektion ihrer Wiedergabe. Bei den Männern geht es weniger lustig zu. Die üben sich nämlich im Gefühl, entdecken, wie es ist, verliebt zu sein, trauern über unerwiderte Liebe in allerzartesten Schnulzentönen.

Ein kleines Highlight präsentiert gekonnt und sarkastisch Leisa Mather in „You Wanna Be My Friend“, und Spaß machen auch die temporeicheren Auftritte des ganzen Ensembles. Mit einfachen Mitteln gelingt in „The Sound of Muzak“ ironischer Klamauk, der sich hören und sehen lassen kann. Schade, daß das Stück nicht auch der allgegenwärtigen Seelsorge auf solche Weise begegnet ist. Dorothea Schüler

Do. bis Mo., 20 Uhr; bis 9.11.