: Großdemonstration als zynische Heuchelei-betr.: Vorbereitungen zur bundesweiten Kundgebung gegen Rassismus und Fremdenhaß am 7. November in Berlin
betr.: Vorbereitungen zur bundesweiten Kundgebung gegen Rassismus und Fremdenhaß am 7. November in Berlin
Das Ausland ist besorgt über den wachsenden Rassismus und Nationalismus in Deutschland. Japanische Investoren ziehen sich aus Angst um ihre Mitarbeiter aus Ostdeutschland zurück. Jetzt wird es ungemütlich für die Repräsentanten dieses Staates, jetzt muß endlich demonstriert werden, natürlich nur mit „allen demokratischen Kräften“ und nicht mit denjenigen, die sich schon seit Jahren gegen faschistische Tendenzen organisieren und wehren.
Die geplante Demonstration der „großen Volksparteien“ am 7.November ist eine zynische Heuchelei. Ein paar Tage später wird die SPD auf ihrem Sonderparteitag die Asylrechtsdemontage beschließen und die CDU/ CSU darauf reagieren, indem sie weitergehende Maßnahmen „gegen die illegale Zuwanderung und die Scheinasylanten“ fordert. Sie werden nach der moralisierenden Theatereinlage für die ausländische Presse weitermachen wie bisher und das rassistische Klima schaffen, das zu Hoyerswerda, Mannheim und Rostock geführt hat.
Am 7.November muß demonstriert werden gegen Rassismus und Faschismus, gegen die Schreibtischtäter in den Parteizentralen und den braunen Mob auf der Straße. Dafür ist eine unabhängige Demonstration aller Kräfte notwendig, die sich nicht von den Brandstiftern, die sich am 7.November als Biedermänner präsentieren werden, vereinnahmen lassen wollen. B.Alexander, Ost-Berlin
Wer als politisch Verantwortlicher im Hinblick auf Ausländer in unserem Land das Wort „Asylantenflut“ gebraucht, wer für eine Grundgesetzänderung eintritt gerade in einer Zeit, in der Armut und Krieg in der Welt zunehmen und im eigenen Land Feindseligkeiten gegen Ausländer, wer erst dann für Ausländer auf die Straße geht, wenn das deutsche Ansehen und die Kreditwürdigkeit auf dem Spiel stehen — mit dem, mit der möchte ich am 7.November nicht gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit demonstrieren, denn ich habe den Verdacht: diese politisch Verantwortlichen haben mit dazu beigetragen, daß Ausländer in unserem Lande wieder Angst haben müssen. Horsta Krum, Pastorin,
Berlin 45
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