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Nachschlag

■ „Ostkreuz“ Die Agentur der Fotografen

Kein Land, wo die Zitronen blüh'n, oder eines gar, das Wanderern nach langen Märschen verheißungsvoll Goldorangen anzubieten hätte: „Ostkreuz – die Agentur der Fotografen“, zeigt Bilder aus einer zertrümmerten Gegend. Die Fotografien sind Auftragsproduktionen für Magazine und Zeitungen von 1990 bis 1992. Das Land, das sie fokussieren, und dessen Bewohner sich immer noch am liebsten mit sich selber beschäftigen, heißt Deutschland. Und die Gegend hieß früher einmal DDR. Geblieben ist diesen Bewohnern von damals nicht mehr als ihre Herkunft. Und die zählt viel.

Sibylle Bergemann, Ute und Werner Mahler, Harald Hauswald, Jens Rötzsch, Thomas Sandberg und Harf Zimmermann schlossen sich 1990 zu einer Genossenschaft freier Fotografen mit DDR-Herkunft zusammen. Für sie hat sich „Fotografie als humanistische Botschaft noch längst nicht überlebt“. So ist denn auch die Namensgebung Programm: Ostkreuz – „wichtigste und chaotischste Umsteigestation“ im S-Bahn-Netz, Dreh- und Angelpunkt für Einflüsse östlicher Hemisphäre.

Ostkreuz versteht sich nicht als „nostalgisches Refugium“. Auch künftig gebraucht zu werden auf dem Markt der veränderten Bilderwelten belegt das Selbstbewußtsein. Exaktes Handwerk gegen dpa-Dutzendware: Sibylle Bergemanns sezierendes Portrait der DDR-BRD-Auf-und-Absteigerin Sabine Bergmann-Pohl, Thomas Sandbergs Licht-und-Schatten-Reportage über den blinden Hanno und Werner Mahlers Erinnerung an die letzten Stationen Walter Benjamins in Port Bou. Das fotografische Geheimnis heißt Zuwendung. Und die ist bitter nötig. Yvonne Rehhahn

„Ostkreuz – Die Agentur der Fotografen“: In der Komunalen Fotogalerie, Helsingforser Platz 1, 1034 Berlin, Di.-Fr., 11-18 Uhr, bis zum 31. Oktober

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