Streit um Belgrader Polizeisitz

■ Serbische gegen jugoslawische Polizisten/ Konflikt zwischen Panic und Milošević verschärft/ Präsidenten von Restjugoslawien und von Bosnien verhandeln in Genf

Belgrad/Zagreb/Genf (AFP) – Der Konflikt zwischen der Führung der Föderativen Republik Jugoslawien (FRJ) und dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević hat sich erneut verschärft. Bewaffnete serbische Polizisten umstellten am Montag morgen das Hauptquartier der jugoslawischen Polizei in Belgrad und verweigerten den dort Beschäftigten den Zugang. Ein Dutzend bewaffneter serbischer Polizisten, Anhänger von Milošević, hinderten den FRJ- Innenminister Pavle Bulatovic und seine Mitarbeiter daran, das Gebäude zu betreten. Auch der Zugang zum Gebäude des jugoslawischen Geheimdienstes (SDB), der in unmittelbarer Nähe liegt, werde von serbischen Polizisten kontrolliert.

Nach Informationen der unabhängigen Belgrader Zeitung Borba betrachtet die serbische Polizei die besetzten Gebäude als Besitz des serbischen Staates. Den Angaben zufolge hatte ein Belgrader Gericht angeordnet, daß die jugoslawische Polizei bis zum vergangenen Donnerstag die Räumlichkeiten verlassen haben sollte. Der überraschende Schritt machte erneut die Entschlossenheit Milošević' deutlich, im Amt zu bleiben. Die Führung der FRJ sowie die Mehrheit der Oppositionsparteien hatten mehrfach den Rücktritt Milošević' gefordert. Am Freitag hatte der Präsident der FRJ, Dobrica Cosic, erstmals davor gewarnt, daß der Konflikt zwischen den moderaten Kräften und den Nationalisten um Milošević die Gefahr eines serbischen Bürgerkrieges heraufbeschwöre.

Für gestern nachmittag war in Genf ein Treffen zwischen Cosic und seinem bosnischen Amtskollegen Alija Izetbegovic angesetzt. Die Begegnung sollte auf Vermittlung der beiden Vorsitzenden der Ständigen Jugoslawien-Konferenz, Cyrus Vance und Lord Owen, zustandekommen. Vor seiner Abreise nach Genf sagte Izetbegovic, wichtig sei vor allem ein Rückzug der früheren jugoslawischen Armee aus Bosnien-Herzegowina. In einem Interview dementierte er zugleich eine Meldung der serbischen Nachrichtenagentur SRNA aus Bosnien, nach der der Chef des Generalstabes der bosnischen Armee, Sefer Halilovic, und das Präsidiumsmitglied Ejub Ganic einen „Staatsstreich“ gegen ihn planten.